Die KOSMOS-Radiomann-Klassiker


Für Neuankömmlinge auf dieser Seite: Das Kapitel zum RADIOMANN beginnt hier:
https://www.sarganserland-walensee.ch/radio_tv_historisch/radiomann/radiomann0.htm



Die Sache mit der 'kurzgeschlossenen' Heizbatterie

Beim linken folgenden Umschlagbild des Anleitungsbuches (wie auch auf dem vorseitigen Kastendeckel-Bild) wird die Heizbatterie vom Drahtwiderstand scheinbar kurzgeschlossen. Von 1950 (7. Auflage) bis 1953 (8. Auflage) zeigen das Deckelbild und das Anleitungsheft diesen (vermeintlichen) 'Kurzschluss'. Der scheinbare Fehler wurde dann von KOSMOS 'eliminiert' (Bild rechts):



Der 'Kurzschluss' ist nur eine Täuschung: Vor allem beim folgenden Deckel-Bild (1942, erste Auflage mit diesem Design) sieht man nämlich, dass die kurze Batterie-Feder nur scheinbar an die auf den Heizwiderstand aufgesetzte Abgreif-Klemme angeschlossen ist. In Wirklichkeit geht der Draht unmittelbar rechts der Klemme nach seiner letzten Windung senkrecht nach unten auf die Grundplatte und kommt dann hinter der linken Klemme des Heizwiderstandes wieder zum Vorschein und führt dort letztlich zum linken Sockelstift des Heizfadens (via Anschluss des Gitterableitwiderstandes). Dieses Erscheinen des Drahtes am linken Ende des Heizwiderstandes ist auf künftigen Bildern 'untergegangen', was dann einen Fehler vortäuscht, was durch KOSMOS auf die oben gezeigte Art behoben wurde.
Wer genau hinsieht, erkennt auch den 'schwarzen' Draht, der von der Abgreifklemme des Heizwiderstandes wegführt (zum rechten Sockelstift des Heizfadens).:










1954 (9. Auflage) bis 1956 (10. Auflage) wird das nebenstehende überarbeitete Deckelbild verwendet. Diesen Auflagen wird das von den Vorauflagen bekannte "grüne" Anleitungsheft mit dem radio-hörenden Jungen - jetzt aber ohne den "Schein-Kurzschluss" für die Heizbatterie - beigelegt. Die erwähnte Linienführung des Heizkreises ist jetzt auf dem Deckel klar zu erkennen.




1957 (11. Auflage) findet eine kleine Systemüberarbeitung statt. Der Radiomann erhält die laufende Nummer "3". Der Kastendeckel wird nicht mehr beklebt, sondern bereits im Stil der 1960er Jahre mit diesem modernen Bild versehen. Durch die Unterteilung mit einem Plastik-Formteil, das jedes Bauteil einzeln "zelebriert", wird der Karton grösser.






In obigen beiden Bildern nochmals das entsprechende Innenleben (der WISI-Kristall-Detektor gehört nicht zum Inhalt). Es handelt sich um die letzte echt "klassische" Version des Radiomann, denn der technische Inhalt (Holzplatten usw.) entspricht den Vorauflagen. Anhaltspunkte zum Massstab der Bilder: Die Grundplatte (Weissbuche) hat die Masse [cm] 16 x 12 x 2, das Summerbrett 15.8 x 8 x 1.2. Die Seitenlänge der Kartons der Wabenspulen misst genau 8 cm.





Um 1957 wurden während der Ablösung der bisher unterteilten Schachteln aus Karton durch die neuen Kästen mit Kunststoff-Form"betten" eine kurze Zeit lang die noch vorhandenen alten Aufklebebilder von 1956 auf die jetzt grösseren Deckel geklebt. Möglicherweise waren die neuen modernen Deckel mit dem Stuttgarter Fernsehturm nicht rechtzeitig verfügbar, aber Kosmos wollte trotzdem lieferfähig bleiben.


Hier eine DM 300 (N) -Röhre aus der letzten - speziell für KOSMOS gefertigten - Serie dieses Röhren-Types (um 1955) und daneben das zugehörige (jetzt blaue) Anleitungsheft (11. Auflage) mit neuem Erscheinungsbild:





Das Ende der klassischen Ära...


Der letzte klassische Radiomann:





Der erste neue Radiomann (Deckel mit Hinweis überklebt):



Bild: Der rote Streifen deutet auf tiefgreifenden Wandel beim Inhalt des Kastens


Mit der 13. Auflage 1960 kamen dann die Kunststoffplatten, der Transistor (TFK 0C 612 ---> AC 122 [im späteren Zusatzkasten HF: AF 137]), eine Diode von TeKaDe und die Röhre EF 98 hinzu und dies in einem Restbestand von Verpackungs-Kästen aus der klassischen Epoche, mit einem roten Streifen überklebt: Das sanfte Ausläuten der klassischen Epoche und das Ende der Sendeversuche (Summer-Morse-Sender, Röhren CW-Sender, AM-Röhrensender)...



"Philosophisches" zum RADIOMANN

(Der folgende Beitrag ist eine Überarbeitung eines entsprechenden Artikels in "radiomuseum.org" vom selben Autor).

RADIOMANN ist auch ein Kind der Radio-Begeisterung im 20. Jahrhundert und - der jugendlichen "Emanzipation":

Die 1920er Jahre waren Radio-Aufbruchsjahre. Im Gegensatz zu den übrigen Experimentierkästen (Elektro, Mechanik, Chemie, Optik usw.) kommt beim Radiomann zusätzlich ein Teil Familienpsychologie hinzu:

Man konnte mit dem Radiomann unabhängig Radio hören!



Die damalige typische Situation in der Familie war:

- kein Fernsehgerät

- nur ein Radio

Das kennen heute nur noch ältere Leute aus eigener Erfahrung. Bis zum Ende der 1960er Jahre musste man für etwas heitere und unbeschwerte Musik SWF, AFN, DF 904 oder Radio Luxemburg einschalten - und Vater liebte es gar nicht, wenn das Radio 'verstellt' wurde.

Was brachte der Radiomann da im eigenen Zimmer - auch nachts(!) - an Freiheitsgraden! Darüber hinaus konnte man selbst vom kleinsten Dorf aus die 'weite Welt' belauschen ("Ganz Europa spricht zu uns") - eine Erfahrung, die - dank Sat-TV, Internet und Handy - heute leider schon jedes Kleinkind macht und damit um die Begeisterungsfähigkeit betrogen wird.



Legendäre 'Radiomann-Didaktik' am Beispiel der Veranschaulichung
der Wirkungsweise des PNP-Transistors OC 612:









Zum 'grossen' KOSMOS Baukasten RADIO-TECHNIK