Der Stern von Bethlehem oder Bethlehem-Stern aus astronomischer Sicht

Eine entsprechende Video-Animation [stellarium] der Dreifach-Konjunktion von Jupiter und Saturn.


Die Video-Animation mit dem PC-Himmelsmechanik-Programm Stellarium erstellt, zeigt im Zeitraffer diesen interessanten Planeten-Verlauf bezogen auf den Fixsternhimmel zur Zeit von Christi Geburt. Man lasse sich nicht durch 'vorbei huschende' Objekte stören: Es sind Sonne, Mond, andere Planeten, alles eben infolge Zeitraffer:





(Im Schulunterricht: Dass für den Stern von Bethlehem eine physikalische Erklärung existiert, heisst natürlich nicht zwangsläufig, dass sein Erscheinen also keine 'göttliche Absicht' war. Populär: Wenn wir ein Auto physikalisch erklären können, heisst das auch nicht, dass seine Herstellung nicht 'Absicht' war.)




Im Folgenden wird die in obigem Video gezeigte, bekannteste und plausibelste unter den zahlreichen astronomisch-physikalischen Hypothesen für den Bethlehem-Stern behandelt. Diese geht auf den grossen deutschen Astronomen, Mathematiker und Theologen Johannes Kepler zurück:


Grundlegende historische Vorgaben

In der Bibel ist von geschichtlich bekannten Personen die Rede: dem König Herodes, dem römischen Kaiser Augustus, Quirinus u.a.. Aus anderen historischen Quellen ist bekannt, wann diese gelebt haben und wann sie gestorben sind.

Das engt die Zeit der Geburt Jesu auf ein schmales Fenster von nur knapp vier Jahren zwischen etwa 7 vor Chr. bis 4 vor Chr. ein (nicht Jahr '0', wegen historischer Kalender-Korrekturen).



Die Keplersche Konjunktion von Jupiter und
Saturn auf einer exklusiven Weihnachtskarte.

Am Anfang stand eine Himmels-Beobachtung Keplers:

Johannes Kepler

[* 27. Dezember 1571jul.; † 15. November 1630greg.]

Im Jahr 1603 wurde Kepler Zeuge beginnender interessanter astronomischer Phänomene: Ab dem Weihnachtsmorgen 1603 beobachtete er von seinem Fenster in Prag aus eine ganz besondere Planetenkonstellation: Jupiter und Saturn in einer (ersten) Planeten-Konjunktion (enge Planetenbegegnung). Im Verlauf von Monaten stellte Kepler zwei weitere Konjunktionen dieser beiden Planeten fest, begleitet (am selben Ort) von einer (zufälligen) Supernova (letztere hat aus heutiger Sicht [Konradin Ferrari d´Ochieppo] natürlich nichts mit den Planeten Jupiter und Saturn zu tun). Dies alles geschah im Sternbild der Fische (siehe obiges Video). Diese Erscheinung - mit der (zufällig) am selben Ort folgenden hellen Supernova - brachte Kepler auf die Idee, dass der berühmte Stern von Bethlehem (vermeintlich die Supernova) infolge der Konjunktion der beiden Planeten entstanden sei. Kepler vermutete: Auch der Stern von Bethlehem wurde durch eine solche sehr seltene zeitlich kurz aufeinanderfolgende dreifache Begegnung der hellen Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild 'Fische' ausgelöst.


Johannes Kepler war der erste, der Planetenbewegungen mathematisch exakt berechnen konnte (vorwärts und rückwärts) und dies auch für lange Zeiträume. Kepler rechnete nun die Planetenverläufe zurück und kam dabei zum erstaunlichen Ergebnis, dass sich zur Zeit der Geburt Christi ebenfalls eine sehr seltene dreifache Planetenkonjunktion zwischen Jupiter und Saturn im Sternbild Fische abgespielt haben musste. Das kann heute auf jedem PC mit einem Astronomieprogramm nachgeprüft werden, siehe obiges Video:



STELLARIUM-Berechnung für das Zodiakallicht
am 04.12.-07(am PC -06); ~1 km vor Bethlehem

Konradin Ferrari d’Occhieppo

[Oesterreichischer Astronom * 9. Dezember 1907; † 18. März 2007.]

Er erkannte:

  1. Die Zufälligkeit der von Kepler gesehenen gleichzeitig am selben Ort beobachtbaren Supernova und dass eine solche Supernova zur Zeit Christi Geburt dort wohl gar nicht aufgetreten war (es werden heute von Astronomen keine diesbezüglichen obligaten Ueberreste gefunden). Aber die beobachtete Supernova brachte Kepler auf die richtige Spur! Der Bethlehemstern bestand demnach 'nur' aus den zwei sehr nahe beieinander erstrahlenden Planeten Jupiter und Saturn und deren Dreifach-Konjunktion, was allerdings nichts am Grundsätzlichen ändert.

  2. Ein Zodiakallicht (vgl. Bild links) über Bethlehem (aus dem Blickwinkel der 'Drei Könige'!). Ein solches wäre richtig positioniert gewesen, wie sich mit einem PC-Programm leicht nachrechnen lässt, da auch Zodiakallichter heute physikalisch geklärt sind.

Ferrari D'Occhieppo: '... als die Dämmerung in dunkle Nacht übergegangen war; zeigte sich zwischen Süden und Südwesten ein zarter unscharf begrenzter Lichtkegel, das Zodiakallicht. Von Jupiter, der im Süden nächst der Spitze des Kegels stand, schien ein Lichtstrom auszugehen, welcher nach unten hin zugleich breiter und heller wurde. Deutlich hoben sich von der Basis des Lichtkegels die Umrisse der Hügelkette und beim Näherkommen auch die flachen Dächer einzelner Häuser von Bethlehem ab. Vom Einbruch der Dunkelheit an bis zu dem mehr als zwei Stunden späteren Aufgang des Mondes wies die Achse des Lichtkegels beständig auf dieselbe Stelle des Horizonts und zeichnete dadurch einen kleinen Teil der Ortschaft, zuletzt vielleicht sogar ein bestimmtes Haus vor den umliegenden aus. Es ergab sich der Anschein, als wäre der Stern selbst stehen geblieben über der Stelle, wo das Kind war'.





Die wissenschaftlichen Diskussion über den Zusammenhang der Beschreibungen von Matthäus und Kepler/d’Occhieppo