In katholischen Gegenden schweigen über die Kartage die Kirchenglocken zum Zeichen der Trauer über den Tod Christi. Mit Karfreitags-Rätschen wird die katholische Kirchgemeinde von den Kirchtürmen hinunter zum Karfreitags- und zum Osternachtgottesdienst gerufen, im Gedenken, dass Jesus einst am Karfreitag um 15 Uhr – 'um die neunte Stunde' - am Kreuz starb.
An vielen Orten wird dieser Brauch wieder neu aufgenommen. In Flums und vielerorts besteht er seit Menschengedenken.
Der liturgische Rätschenbrauch wird für die Schweiz wahrscheinlich erstmals in einer Läuteordnung des Klosters Engelberg von 1738 beschrieben. Die genaue zeitliche Entstehung dieses liturgischen Brauchs lässt sich allerdings nicht nachweisen. Nach Reinhard Kriechbaum wurde bereits zur Zeit von Karl dem Großen im 8. Jahrhundert während der Heiligen Drei Tage geratscht. Auch beim jüdischen Purimfest kommt seit langer Zeit eine Ratsche im Gottesdienst zum Einsatz.
Um fünf Minuten vor drei Uhr an jedem Karfreitag leiten in Flums die Rätschen vom Kirchturm die Kar-Tage ein:
Während des 'Gloria' am Samstagabend zum Zeichen der Auferstehung Christi werden wieder alle Glocken läuten. Richtiger wäre es eigentlich, bis zum Morgengrauen zu warten. Bis dann, so will es der katholische Volksmund, fliegen alle Glocken nach Rom. Mit dem Leiden und Sterben von Jesus verschwinden die Glockenklänge aus der Welt und kehren erst in der Osternacht wieder zurück.
Am Karsamstagabend um 5 Minuten vor halb vor 9 Uhr (im Jahr 2022) ertönen die Rätschen zum letzten Mal beim Flackern des Osterfeuers vor der Kirche. Beim Gloria - eine knappe halbe Stunde später - erklingen die Glocken wieder.
Folgendes Video zeigt den Abschied der Rätschen und das Erklingen des Ostergeläutes mit wieder einsetzender Kirchenbeleuchtung: