Historische Schollbergstrasse:

Die Süd-Rampe ab Vild/Sargans und die Sarganser Zollhäuser



Dieser Weg hat noch einige historische Bausubstanz. Der Verlauf ist in folgendem Kartenausschnitt eingezeichnet:



(c) Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz.



Der Zugang zur Schollbergstrasse aus Richtung Sargans hat leider zwei 'Schönheitsfehler':


1. Beim Start nach den Zollhäusern im Vild (Sargans) zeigt sich die Tücke eines fehlenden Wegrechtes. Dieses Weg-Stück muss heute umgangen werden:


Bild: Der zu umgehende Anfang der 'Bergstrecke' nach den Zollhäusern.





Bild: Blick in die Gegenrichtung mit 'Seitenzugang' des heute offiziellen Weges.








2. Langsam steigt die Schollbergstrasse am Hang entlang, falls im nahen Schiessstand (rechts im vorangehenden Bild) nicht geschossen wird, sonst muss man die gut sichtbare und mit Wegweisern markierte an sich eindrucksvolle Holztreppe nehmen und wieder einen Umweg über ein Stück des 'ganz alten' Weges, der über Matugg führte. Empfehlung: Begehung ausserhalb der Schiesszeiten oder 'notfalls' Einstieg bei der Kletterwand. (Das darf nicht als Schützen-Bashing gedeutet werden, der Verfasser ist selber aktiver Schütze :-)

Originaler Wegverlauf (ausserhalb Schiesszeiten):













Blick vom Talboden aus:
Die Südrampe der Schollbergstrasse (über dem Dach des 'Gadens') führt in den Wald:






Wir kommen zum Atschabach:


Bild: Die Überquereung des Atschabaches.




Ab hier finden wir viel schöne historische Bausubstanz, hier die beim Unwetter um 2013 weiter beschädigte Atschabach-Furt:




Der Zustand dieser Furt noch vor dem Unwetter:





Nach der sorgfältigen Restauration zeigt sich diese Furt ab 2016 wie folgt:








Beim Weitergehen öffnet sich ein Ausblick auf die Howand-Passage:


Bild: Die heikelste Stelle - die Howand-Traverse - ist in Sicht.





Die Howand-Traverse und im Tal der Damm der alten (nicht sehr deutlich) und jener der heutigen Hangfuss-Strasse:


Bild: Drei Generationen von Strassen-Verbindungen






Hier war das Ende des Fahrweges im Jahr 2015 - und einst in einer echten Schildbürgerei noch mit einem Fahrverbot versehen.
Aber zu Fuss ging und geht es weiter:







Heute geht es dort bequemer weiter:





Stützmauer-Überreste (im Rückblick zu unserer Laufrichtung) kurz vor der Howand:




An dieser Stelle musste schon beim historischen Bau der Strasse ein Felsausbruch erfolgen:





Rekonstruktionsarbeiten an dieser Stelle:


(c) Cornel Doswald



(c) Cornel Doswald


Diese Stelle mit dem Felsübergang im Zustand ab 2016 (von beiden Seiten):







Vom unten sieht man schön die auf den alten Mauerüberresten im gleichen Stil aufgebaute neue Mauer:





'Verbindung' zwischen 'alter und neuer Zeit'

Der legendäre Flugfotograf Walter Mittelholzer machte 1925 eine Luftaufnahme des Gebietes um den Schollberg. Folgende technisch leicht nachbearbeiteten (Kontrast, Schärfe, rote Weg-Punkte) Ausschnitte daraus dokumentieren den Zustand der alten Schollbergstrasse um 1925 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv). Es dürfte sich um die älteste fotografische Dokumentation des gesamten Verlaufes der Schollbergstrasse handeln.

Südrampe ab Vild mit Zollhäusern (auch der alte Weg Richtung Matug und die Marienkapelle sind zu sehen):





Die Fortsetzung dazu:





Die Schollbergstrasse erreicht die Howand:





Der Südteil der Schollbergpassage mit der Howand:





Der anschliessende Nordteil der Schollbergpassage:





Die Nordrampe nach Trübbach hinunter:





Fortsetzung und Ende in Trübbach:





Das vorangehende Bild zeigt nebenbei auch die alte Holzbrücke auf dem Weg von Trübbach nach Balzers. Dies ist die dem Schollberg nächstliegende Verbindung zwischen der alten Schollberg-'Fernstrasse' und der entsprechenden 'Fernstrasse' bei Balzers über den St. Luzisteig. Am 22.6.1970 machte Werner Friedli folgende Aufnahme dieser Holzbrücke, deren Trübbacher Zugang aber durch den Autobahnbau stark beeinträchtigt wurde:



Die Geschichte dieser Brücke wird unter folgendem Link ausführlich dokumentiert (Verfasser: Cornel Doswald):

Im Schnittpunkt der regionalen Verkehrsbeziehungen: 50 Jahre Rheinbrücke Balzers - Trübbach
Der Bildnachweis zum Artikel:







Zoll: Die Sarganser Zollhäuser

Ein Dank geht an den Autor Mathias Bugg.


«Nomen est omen» – der Name ist ein Zeichen. In diesem Beitrag geht es um die Bedeutung eines Namens, der noch heute an einem Sarganser Haus erscheint, der früher aber weiter verbreitet war, weil er noch viel häufiger zum Alltag gehörte: es geht um den Zoll.



Zölle sind in der Geschichte seit der Antike bekannt: in der Bibel schon lesen wir von Zachäus, einem jüdischen Zollpächter aus Jericho und seiner Begegnung mit Jesus (Lukas 19, 1–10). Die Römer setzten Zöllner ein, um Abgaben einzutreiben; sie waren allerdings unbeliebt. In schriftlichen Quellen der Schweiz scheinen Zölle seit mehr als 1000 Jahren auf. Abgaben auf Güter, die auf Strassen, Flüssen und Seen transportiert wurden, ergaben Einnahmen für die jeweiligen Landesherren und später für den Staat. In der Europäischen Union besteht seit 1968 eine sogenannte Zollunion. Sie bedeutet, dass der Handel zwischen einzelnen europäischen Staaten nicht durch Zölle oder gleichwirkende Abgaben behindert wird. Mit dem EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) und seinem Vertrag von 1992 wurden Zölle abgeschafft. Bekanntlich ist die Schweiz dem Vertrag gemäss Volksabstimmung vom 6. Dezember 1992 nicht beigetreten und hat in der Folge mit der EU sogenannte bilaterale Verträge abgeschlossen.



Das Wort «Zoll» ist im allgemeinen Sprachgebrauch trotzdem bis heute präsent, sogar im Landesinnern. Oder weshalb kennt man im Sarganser Weiler Vild auch im 21. Jahrhundert ein Haus, das mit der Aufschrift «Zum Zoll» bezeichnet ist? Was hat das zu bedeuten? Gibt es weitere Orte in Sargans, die mit «Zoll» verbunden sind? Solchen Fragen will der folgende Aufsatz nachgehen.

Vild – Station für obrigkeitlichen Vieh- und Warenzoll, für Weggeld und Brückengeld

Eine eigentliche Sarganser Zollgeschichte ist noch nicht geschrieben und kann auch mit diesem Aufsatz nicht geleistet werden. «Zoll» als Ortsname ist aber immer mit Vild verbunden – und so beginnt die Geschichte hier. Zuerst zum Schollberg: man kennt den Hügel zwischen dem Sarganserland und Werdenberg, als Festung, als Kletterwand, in den letzten Jahren oft auch im Gespräch als erste eidgenössische Strasse von 1492. Der Fahrweg wurde von den Eidgenossen im 15. Jahrhundert als Ersatz für den schon früher bestehenden Saumpfad über Matug auf halber Höhe über dem Talgrund errichtet.




Bild: Auschnitt der sog. Eschmannkarte (1847) mit dem Städtchen Sargans, den Weilern Schwefelbad, Farb, Töbeli, Prod, Ratell und Fild (heute Vild), kurz davor
ist der «Zoll» eingezeichnet. Das Werk als Beispiel früher Kartografie besticht durch Detailtreue und Präzision. Die gesamte Talebene ist noch versumpft.
(Karte beim Verfasser, 1847).









Bild: Auf der kolorierten Karte von David Anton Städelin (1737–1830) ist der Verlauf der Schollbergstrasse ab Vild schön ersichtlich. Der unten an den Felsen der
«Hochwand» schlagende «Rhein Fluss» macht klar, weshalb eine Strasse auf Talniveau damals noch nicht möglich und auch 1822 technisch nur schwierig zu realisieren war.
(Plan im Staatsarchiv Zürich, A 343.7 Nr. 123, 1791.




Der Saumpfad (Anm.: über Matug und später über die Schollbergstrasse) ermöglichte einen gesicherten Durchgangsverkehr vom Bodensee in Richtung Sargans und Seeztal, sicher vor den Fluten des Rheins, der zeitweise unten bis an den Fels brandete. Die Schollbergstrasse (auf Wartauer Gemeindegebiet 2014 wiederhergestellt und 2015–2016 in Sargans in Arbeit) bewährte sich ab 1492 mehr als 300 Jahre als wichtige Handels- und Militärstrasse. Erst 1821/22 wurde die tiefer liegende, heute noch bestehende und viel befahrene Kantonsstrasse auf Talniveau ausgeführt, nach einem Projekt des Tessiner Ingenieurs Giulio Pocobelli (1766–1843) durch den späteren Bündner Kantonsingenieur Richard La Nicca (1794–1883). Vild lag somit schon seit dem Mittelalter am Ausgangs- und Endpunkt für einen der schwierigsten verkehrstechnischen Punkte des Alpenrheintals. Da war es naheliegend, hier Pferde zu wechseln und vor allem auch den Verkehr zu kontrollieren. Und dazu gehörte der Einzug von Zollgebühren. Bereits in einer der ersten Amtsrechnungen des Sarganser Landvogts (die Herrschaft war 1483 von den Grafen an die Eidgenossen verkauft worden) ist der Zoll zu Vild erwähnt: Am 24. Juni 1490 liest man vom «zoller enhalb (jenseits, über) dem Scholberg» (Rechtsquellen Sarganserland, S. 344, Zeile 34). Mit dem Sarganser Zoll zu Vild entstand bald auch eine kleine Siedlung, bis ins 19. Jahrhundert der wichtigste Weiler der Sarganser Ausburgerschaft. Vild selbst wird schon im Jahr 1265 erstmals erwähnt, indem in einer Urkunde ein «V[licus] miletis de Villis» genannt ist, also ein niederadliger Ritter von Vild. In Vild erhob man gleich dreierlei Zoll: zuerst einen obrigkeitlichen Vieh- und Warenzoll, der an den Landvogt auf Schloss Sargans abgeliefert werden musste. Dazu kam ein Weggeld, also quasi eine Strassengebühr, die sich die Gemeinden Sargans und Mels teilten – und schliesslich das sogenannte Brückengeld, dessen Ertrag in die Sarganser Stadtkasse floss. (Tagsatzungsbeschluss von 1602: «Bewilligung und Confirmation von wegen des Weggeltz zu Sargans und Mels»). Für das Eintreiben dieser Zölle war ein «Zoller» zuständig. Er war verantwortlich für präzise Buchführung, für gewissenhafte Abrechnungen, er stand dafür dem Landvogt Red und Antwort. (Nebenbei: Es gab im 19. Jahrhundert auch eine Sarganser Bürgerfamilie Zoller, die mit dem Amt in Vild aber nichts zu tun hatte und längst wieder ausgestorben ist.)





Bilder: Vild wird bis heute von der Marienkapelle überragt, deren Bau (mit dem Chörlein hier ganz rechts im Bild) 1602 durch Christoph Geel und Anna Bantlin begonnen wurde.
Das schmucke Gotteshaus wurde 1628 und 1692 auf die heutige Grösse erweitert. (Federzeichnung von Architekt Hans Hidber (1905–1982) und Foto M. Bugg, 2005)



Anmerkung: In folgender Tabelle bedeuten fl. --> Gulden ('Florin') und Kr. --> Kreuzer







Bild: Den Warenfuhren wurden vorgedruckte Fracht- oder Fuhrbriefe mitgegeben, die der Zöller auch zu Gesicht bekam und aufgrund
dessen er die Ware verzollte. (Beispiel des Transportunternehmens Cappenthuler in Ragaz, 1760. Sammlung des Verfassers)






Bild: Eine Zolltafel aus dem 19. Jahrhundert trägt das Wappen des jungen Kantons St.Gallen:
«Allhier legt man den Zoll und Weggeld ab bey der gesetzlichen Strafe. Kanton St.Gallen 1819».
(Sammlung Historischer Verein Sarganserland)




Der obrigkeitliche Zoll brachte am meisten ein, das Weggeld und der Brückenzoll weniger. Das Amt des Zollers muss trotzdem lukrativ gewesen sein, durfte der jeweilige Zolleinnehmer doch einen Fünftel des Gesamtertrags behalten. Für die im Kästchen erwähnte Zeitspanne von 1759 bis 1761 also erhielt Zoller Johann Rudolf Geel von total 248 Gulden 47 Kreuzern den Betrag von 49 Gulden 45 Kreuzern. Die Umrechnung der damaligen Beträge in heutiges Geld ist schwierig, das System des Geldes bis ins 19. Jahrhundert komplex. Der Schweizer Franken existiert seit 1852. Am besten vergleicht man Lebensmittelpreise oder allenfalls Löhne früher und heute. Ein Pferd kostete im 16. Jahrhundert rund 20 Gulden, heute etwa 3000 Franken – so müsste man also einen Gulden mit ca. 150 Franken veranschlagen. Eine Kuh besass damals den Wert von ca. 12 Gulden. Sarganser Zöllner: Familien Schmid, Geel und Kurz Aus Sargans treten drei Familien hervor, die in Vild das Amt eines Zöllners ausgeübt haben: die Schmid (Ausburger 1645, ausgestorben 1824), die bis heute blühende Familie Geel und die Kurz (Ausburger 1823, ausgestorben 1897). Georg Schmid-Hobi (1647–1717) ist im 18. Jahrhundert als Zoller überliefert, über seinen Sohn Johannes Schmid-Geel (1680 –1749) gelangte die Zollstätte 1757 in die Familie Geel. Als erster Geel-Zoller erscheint Johann Rudolf Geel- Tschirky-Huber (1722–1763), eventuell folgte ihm auch Bruder Christoph Geel-Gruber (1727–1793) nach. Später kam das Amt an die Schmid zurück, wir kennen Leutnant Franz Anton Schmid-Eberli-Grünenfelder (1739–1811) als «Zoller in Vild». Und wieder treten ab 1810 Geel als Zoller auf, bald ist es Oswald Geel-Geel (1766 –1834), der notiert: «Anno 1822, den 5.November, hat mich der Hochgeacht Herr Reg. Rath Laurenz Messmer von Rheineck namens der hochlöblichen Kantons Reg. in St.Gallen beauftragt, mit dem Einzug des Weggelds für die neue Schollberg-Strass am erstkommenden Montag, also an St.Martinstag, den 11.Nov. 1822, laut umstehenden Weggelds-Tariffa den Anfang zu machen und von selben der hochlöbl. Regierung von jedem Quartal die Rechnung mit dem Betrag einzusenden.»







Bild: Aus Flums hat sich eine hölzerne bemalte Zollbzw. Weggeld-Tafel (55x43 cm) erhalten: «Hier wird das weeg-Geld erlegt ». Flumser Gemeindezeichen und Wappen der eidgenössischen Orte, Datierung 1779 (Schweizerisches Landesmuseum, LM 4607).



1828 wurden die verschiedenen Zölle als Einheit an den Meistbietenden «vergantet»: dazu gehörten der Warenzoll in Vild, das Weggeld am Schollberg, das Landweggeld in Vild und der Sarganser Landzoll. Pächter wurde Oswald Geels Schwager Fridolin Peter-Geel (1788–1847) im Schwefelbad, der den Zolleinzug aber wiederum Oswald übertrug. Sein Nachfolger wurde Richter Jakob Rudolf Geel-Geel (1780–1830) und dessen Sohn Rudolf Geel-Kurz (1818–1855). Der letzte Sarganser Zöller schliesslich war der unten erwähnte Martin Kurz (1790 – 1869) ab 1843, nur noch für kurze Zeit bis zur Entstehung des Bundesstaates. Für Kurz wurde noch 1843 die Provision pro Gulden verzollter Ware erhöht, von 6 auf 8 Kreuzer. 1835 sind im Kanton St.Gallen 50 Zollpächter und 25 Einnehmer erwähnt; Zölle erhoben wurden auf dem ganzen Kantonsgebiet. Von den Einnahmen her lieferte Werdenberg am 7. meisten Zoll ab, das Sarganserland steht an 13.Stelle. In Vild kennt man 1836 nach wie vor vier Zölle: Warenzoll, Weggeld am Schollberg, Landweggeld und Sarganser Landzoll… Durch die neue schweizerische Bundesverfassung von 1848 wurden die Binnenzölle und Weggelder abgeschafft: 400 Kontrollposten im Land fielen weg, verzollt wurde fortan nur noch an den Landes-Aussengrenzen.



Die drei bekannten Sarganser Zollhäuser

Das jüngste Zollhaus:


Bild: Auszug aus dem Grundbuchplan der Gemeinde Sargans mit Parz. 600 und 601, «zum Zoll».
Die eigentliche Zollstätte befand sich auf dem Platz des heutigen Stalles, Assek. Nr. 363.




(Fotos M. Bugg, Haus 2004 und Stall 2015)


Das eingangs erwähnte und an seiner Fassade mit «Zum Zoll» beschriftete Haus im Vordervild ist das jüngste der bekannten Zollhäuser. Das schöne Doppelwohnhaus (Parzelle 600 und 601) geht sicher ins 18. Jahrhundert zurück und ist vielleicht auch älter. Hier wurde der Zoll bis 1848 erhoben. Der Name «Zum Zoll» hat sich allerdings von einem zum Haus gehörenden heutigen Stall übertragen. Westlich des Doppelhauses stehen nämlich heute zwei Ställe, davon enthält Assek.Nr. 363 in seinen Grundmauern einen Gewölbekeller. Das deutet auf das ehemalige Zollgebäude, das auch die Wirtschaft «zum Rösli» enthielt, betrieben von Martin Kurz-Jäger-Bugg (1790–1869). Im Jahr 1865 brannte das Haus ab und man deckte dann nur noch den Gewölbekeller mit einem Pultdach, angelehnt an den Berg. Bis heute gehört es als Stall zur linken Hälfte des Doppelwohnhauses «zum Zoll».



Das zweitjüngste Zollhaus (Marienhaus):


Bilder: Das zweitälteste Sarganser Zollhaus im Vild – einstiges Zollhaus, 2015 in Renovation (Fotos Walter Zuber, 1959 und M. Bugg, 2012 und 2015)


Zeitlich weiter zurück wurde der Zoll im markanten Doppelwohnhaus fast direkt unterhalb der Kapelle erhoben. Bis 2015 mit einer Madonna-Malerei versehen und deshalb auch als «Madonnen-Haus» bezeichnet, weiss man hier ebenfalls von Bewohnern und Besitzern aus der Familie Geel bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Markantester Vertreter war Zoller, Seckelmeister und Kapellvogt Johann Rudolf Geel-Tschirky-Huber, von dem das Beispiel der Zollabrechnung 1759–1761 (im Kästchen) stammt.




Das älteste bekannte Zollhaus:


Bilder: Albert Geel (1858-1920) zeichnete 1877 sein Elternhaus im Vild, das gleichzeitig als ältestes Sarganser Zollhaus bekannt ist.
Nach einem Brand 1902 wurde es 1918 in der heutigen Form neu aufgebaut (Zeichnung aus Geel S.71 und Foto M. Bugg, 2010)




Das älteste bekannte Zollhaus stand am äussersten Rand des Weilers Vild. Dort «fangt die hochheitliche Strass an», heisst es auf dem abgebildeten Plan von Städelin. Wie es im 16. oder 17. Jahrhundert aussah, ist nicht bekannt, es gibt aber zumindest eine Zeichnung (von 1877) davon. In diesem Haus wohnte und arbeitete die Zollerfamilie Schmid – aus deren Besitz, dem Nachlass von Franz Anton Schmid-Grünenfelder (1768–1824), kam es 1825 an Johann Baptist Geel-Wildhaber (1798–1857). Später, 1887 von Anton Pilat erworben, brannte es 1902 bis auf die Grundmauern ab und wurde 1918 durch Bahnwärter Albert Spengler wieder aufgebaut. Es hat die Form behalten und ist heute Wohnhaus der Bauernfamilie Müller.


Quellen

Literatur: Ackermann, Otto. Die Schollbergstrasse bis zum Ende der Landvogtszeit. In: Werdenberger Jahrbuch 1997, S. 43–59. Buchs 1996; Eidgenössische Abschiede (div. Bände, v.a. 5.2, 6.1, 6.2 und 7.1); Geographisches Lexikon der Schweiz. Artikel Vild in Bd. 6, S. 394 (Neuenburg 1910). Historisch- Biographisches Lexikon der Schweiz. Artikel Schollberg in Bd. 6, S. 237–238 (Neuenburg 1931) und Art. Vild in Bd. 7, S. 249 (Neuenburg 1934); Historisches Lexikon der Schweiz. Artikel Masse und Gewichte in Bd. 8, S. 351–357 (Basel 2008) sowie Artikel Zölle in Bd. 13, S. 737–742 (Basel 2014); Geel, Ernst. Häuserbaudaten von Sargans. Manuskript, Sargans 1956; Geel, Jean. Die Geel von Sargans (Mels 1961); Geel, Jean. Geschlechter-Buch der Bürger von Sargans (Manuskript um 1960); Hidber, Hans. Denkmäler haben viele Gesichter (Sarganserländer vom 13.9. 2004, Seite 4); Malamud, Sibylle und Sutter, Pascale. Die Rechtsquellen des Kantons St.Gallen. 3. Teil, Bd. 2: Die Rechtsquellen des Sarganserlandes (Basel 2013, 2 Bände); Reich-Langhans, Ulrich. Beiträge zur Chronik der Bezirke Werdenberg und Sargans. Bd. 1 (Laupen BE 1921, Bd. 2, Laupen BE 1929, Nachträge Laupen BE 1932); Ruiz-Bolliger Lucie. Die Orts- und Flurnamen von Sargans (Liz. Zürich 1984); Scherzinger, Magnus. Zoll zu Vild. In: Chronik, Signatur W 65/1.2 (S. 83–84) und W 65/1.2 (S. 67) im Staatsarchiv St.Gallen
Karten: Topographische Karte des Kantons St.Gallen, Blatt Sargans (sog. Eschmannkarte, 1841–1854); Topographischer Atlas der Schweiz, Blatt Sargans, 1:25’000 (sog. Siegfriedatlas, 1887); www.geoportal.ch (Geoinformationen Kantone SG, AI, AR)
Abbildungen und Illustrationen:Abbildungsnachweis siehe Bildlegenden (wenn nichts vermerkt, Sammlung oder Fotos des Verfassers); Titelvignette: Peter Vetsch, Mitarbeit Patrick Venini
Herzlichen Dank für Infos und Auskünfte an Cornel Doswald, Bremgarten; Lotti Geel-Kürschner, St.Gallen; Reinhard Geel, Hettlingen; Werner Hagmann, Zürich; Hans Hidber, Sargans

Mathias Bugg





Kleine Bildergalerie der Sarganser Zollhäuser

Das jüngste bekannte Zollhaus:







Das zweitjüngste Zollhaus ('Marienhaus') ist an der alten Kantonsstrasse noch etwas weiter Richtung Trübbach (2. Bild ab 2015):







Das wahrscheinlich älteste Zollhaus stand rechts des vorangehenden Zollhauses. Links im Bild ist noch das zweitjüngste Zollhaus von vorher zu sehen:





Das erwähnte abgebrannte älteste Zollhaus (im Hintergrund das vorangehende zweitälteste):





Fortsetzung


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