4. Archäologie und Geschichte der Schollbergstrasse



Archäologische Fenster zeigen überschichtete Originalstrukturen. Sie werden meist wieder "geschlossen", da die natürliche Überdeckung ein sehr gutes Konservierungsmittel ist, um auch in Zukunft Forschungen zu ermöglichen, deren Technik und Möglichkeiten wir heute noch nicht kennen:




Im Verlauf der archäologischen Untersuchungen wurden u. a. Schnitte solche Archäologischen Fenster gegraben.

Im Folgenden werden 4 solche Schnitte vorgestellt. Diese sind im jeweils gelb dargestellten Strassenverlauf durch rote Striche markiert.
(c) Cornel Doswald, ViaStoria

Schnitt_1.jpg
Schnitt 1
Schnitt_2.jpg
Schnitt 2
Schnitt_3.jpg
Schnitt 3
Schnitt_4.jpg
Schnitt 4



Übersichtsplan [ nach ViaStoria ]:




Der Rhein streifte bis ca. 1850 den Fuss des Schollbergs. Die linke und die rechte Talseite waren vor der Rheinkorrektion und dem Strassenbau nur über die Pässe Matug und Luzisteig dem Verkehr geöffnet. Als einzigartige Sperrpunkte waren sie schon frühzeitig befestigt. In römischer Zeit war die rechtsrheinische Strasse die Hauptverbindung Nord-Süd. Erst mit der Übernahme der Grafschaft Sargans durch die sieben eidgenössischen Orte 1483 stellte sich das Problem der besseren Verbindung mit den neu erworbenen Gebieten jenseits des Schollberges. Der Bau dieser ersten Strasse von Sargans durch die Howand nach Trübbach geht auf einen Beschluss der eidgenössischen Tagsatzung (um 1490) zurück und war der erste (alt-)eidgenössisch beschlossene Strassenbau.

Das Projekt Via Rhenana:

Im Auftrag der Gemeinde Wartau SG leitete ViaStoria ein interdisziplinäres Projekt zur Wiederherstellung der Alten Schollbergstrasse zwischen Trübbach und Sargans. Die Alte Schollbergstrasse (IVS-Objekt SG 3.1.3) wurde im Auftrag der Eidgenössischen Tagsatzung in den Jahren 1490–92 zur Fahrstrasse ausgebaut, um diese Schlüsselstelle der linksufrigen Rheintalstrasse für den Handelsverkehr passierbar zu machen und damit auch in Konkurrenz zur rechtsufrigen Strasse über den Luziensteig zu treten. 1822 wurde sie durch eine neue Strasse am Rheinbord ersetzt und verfiel seither zusehends. Ihre teilweise imposanten Reste sollen in einem Projekt, das auf mehrere Jahre ausgelegt ist, restauriert und in das Wanderwegnetz eingegliedert werden. Sie wird danach einen besonders eindrucksvollen Abschnitt der Via Rhenana bilden, die im Auftrag der St. Galler Behörden vom Bodensee bis nach Graubünden verlängert wird.


Vor der Eindammung hatte der Rhein einen recht wilden Verlauf, wie ein Blick von Wartenstein (Pfäfers) Richtung Luzisteig aus vergangenen Tagen zeigt. Oft gab es Überschwemmungen und der Talboden war sumpfig:

Rheinverlauf historisch

Stahlstich aus dem Werk: William Bartlett, Switzerland, London 1836



Ein Bild von Johann Heinrich Schilbach von 1818 zeigt, wie der unkorrigierte Rhein bis an den Schollberg vordrang (Liechtensteinisches Landesmuseum):





Und nochmals J. H. Schilbach: Ausblick über die Rheinebene von der Schollbergstrasse aus (Liechtensteinisches Landesmuseum):






Die Situation auf einer Karte von Heinrich Pestalozzi 1818 [Zentralbibliothek Zürich, Kartensammlung Das Rheintal zwischen Ragaz und Schollberg 1818]. Ein Ausschnitt aus dieser Karte zeigt ganz rechts den Schollberg mit der alten Schollbergstrasse (Trübbach ist unten, Sargans oben):





Die Hangfussvariante

Ab etwa 1790 wurden verschiedene Pläne für eine Hangfussvariante erarbeitet. Im Folgenden eine Variante von David Anton Staedelin um 1791:





Aber erst gegen 1822 wagte man sich an den Bau einer solchen Strasse knapp über dem Hangfuss mit einer Fortführung nach Sargans auf einem Damm ("Hochwasserschutz"). 1822 eröffnete der Kanton St. Gallen nach Vorstudien von H. C. Escher von der Linth, Zürich, die Hangfussstrasse am Schollberg als Ersatz für den Höhenweg via Hohwand von 1490:


Bild: Aquarell von J. Schiess (1799-1844)


Auch auf folgendem Bild ist diese 1822 auf einen Damm gebaute Talstrasse bereits zu sehen:



Bild: Schollberg, nördlich von Sargans, Strasse nach dem Bezirk Werdenberg.
Schiess J. fecit (signiert / 1799-1844), Aquarell um 1830, 20x30 cm Bildgrösse.



Die auf einem Schutzdamm zu erbauende Talstrasse erforderte für das Abfliessen der Gewässer vom Gonzen her eine Brücke (Schlichergrabenbrücke). Diese ist beim vorangehenden Bild in der Nähe des Schollberg-Felsens gelegen, dort, wo die Seitenmauern der Strasse beginnen. Diese Brücke wurde restauriert und als Abschluss des 2009 begonnenen 'Schollbergstrassen-Projektes' 2018 eingeweiht:

Die Infotafel zur Schlichergrabenbrücke (Verfasser: Cornel Doswald) links in folgendem Bild kann man hier als pdf herunterladen.





Die Schlichergrabenbrücke (ganz rechts im folgenden Bild) auf dem Damm mit Resten der ersten Talstrasse und die eindrückliche Passage der historischen Schollbergstrasse an der Hohwand:






Im Folgenden ein paar Fotoimpressionen. Man beachte besonders die seit etwa 2014 nicht mehr bestehenden hölzernen Bunkeraufbauten aus dem 2. WK:

bunker_1_winter.jpg
Bunker 1 im Winter
bunker_2_winter.jpg
Bunker 2 im Winter
bunker_von_unten.jpg
Die zwei Bunker mit hölzernen
Tarn-Überbauten von unten
getarnter_bunker_1.jpg
Bunker 1 im Mai 2012
getarnter_bunker_2.jpg
Bunker 2 im Mai 2012
heutiger_umgehungsweg.jpg
Umgehungsweg vor Restauration
impression_1.jpg
Vor der Restauration
impression_2.jpg
Vor der Restauration
impression_3.jpg
Vor der Restauration
Steg_nach_Waldeingang.jpg
Steg nach Waldeingang
Umgehung_Steinbruch_oben.jpg
Umgehung Steinbruch oben
Umgehung_Steinbruch_unten.jpg
Umgehung Steinbruch unten



Eine Ebene zurück