Zahlensender, Agentensender, Geheimsender, Spionagefunk auf Kurzwelle
Der One Time Pad


Seit dem 'Kalten Krieg' und heute wieder zunehmend können Zahlensender auf Kurzwelle gehört werden. Die dabei verwendete OTP-verschlüsselten Meldungen sind prinzipiell unknackbar, was für die heutigen zivilen Verfahren (Onlinebanking, Creditkarten,...) nicht gilt. Der angewandte Kurzwellen-Funk hat überdies gegenüber dem Internet entscheidende Vorteile: Ein unverdächtiger Weltempfänger genügt. Es gibt demnach keine apparativen Beweisstücke und auch keine Spuren auf dem Signalweg.

Audio-Beispiel: Gongstation G03, dreimal Signet gefolgt von Zahlengruppen:

Zahlensender-Szenen (Film-Ausschnitte):


Empfang und Decodieren:

Der Illegale (1971)
Empfang und Decodieren:

Der Westen leuchtet (1981)



Der eigene PC als sprechender Zahlensender-Generator STASI 32620:

Leicht und schnell konfigurierbar:


Stasi 32620, digital oder Lochstreifen-Steuerung, ab ca 1980.
Einzige Voraussetzung:

Ein Mediaplayer, der eine Playlist abspielen kann, ist auf dem PC installiert (z.B. der VLC-Player).

Die Datei Zahlensender.zip enthält alle relevanten wav-Dateien, sodass man sich leicht und schnell eine eigene playlist zusammenstellen kann.




Obiges OTP- (One Time Pad-) Verschlüsselungs-Verfahren kurz und einfach:


Das One Time Pad-Verfahren ist prinzipiell nicht zu knacken [Shannon], auch nicht mit futuristischen Quantencomputern. Dies weil OTP keinerlei Muster in der codierten Nachricht erkennen lässt und aus folgendem system-typischen Grund:
Bei einem Telegramm mit beispielsweise nur 21 Buchstaben findet ein futuristischer Super-Rechner alle 26 hoch 21 Möglichkeiten, das sind 518'131'871'275'444'637'960'845'131'776 Fälle. Das ist wohl spektakulär und unausweichlich findet sich darunter die 'richtige' Lösung. Dies nützt allerdings nichts, denn in der gigantischen Menge aller möglichen Lösungen finden sich zwangsläufig auch viele Lösungen mit unbeabsichtigtem anderem, aber dennoch sinnvollem Inhalt. Der OTP-Code versteckt also nicht die richtige Lösung, sondern er bietet beim systematischen Durchchecken aller möglichen Fälle (Brute Force-Attake) nebst meist sinnlosen Resultaten auch eine Fülle zwar sinnvoller, aber anders lautender Lösungen. Dazu weiter unten zwei Beispiele.

Der Preis für die einzigartige Unknackbarkeit des OTP-Verfahrens: Beide Stationen müssen die gleichen Schlüssel-Grundlagen (gleiches Buch oder im Idealfall gleiche 'echte' Zufallszahlen-Tabelle) physisch bei sich haben. Dies ist im 'normalen zivilen Leben' (Onlinebanking, Creditkarten usw.) undurchführbar, sodass dort theoretisch knackbare Kryptoverfahren angewendet werden müssen. Aber auch beim OTP-Verfahren dürfen natürlich - wie bei jedem System - keine Anwendungsfehler gemacht werden.



   Diese Serie ist auch auf DVD erschienen.

Prinzipielles einfaches OTP-Beispiel:

Beide Stationen vereinbaren als (geheime) Codegrundlage z.B. das Buch mit dem Titel ‚Die schwarze Spinne' und halten sich zusätzlich an folgende (nicht geheime) Abmachung einer Buchstaben/Zahlen Zuordnung:

 A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Am Anfang jedes Telegramms stehen 4 Zahlen (genauer: Ziffern): WXYZ, wobei WX die Buchseiten-Nummer des Codes bezeichnet und YZ das wievielte Wort auf dieser Seite den Anfang macht, denn ab diesem Wort gelten die jeweiligen Anfangsbuchstaben der Worte als Code.

Es geht los:
Wir wollen die Buchstaben 'g' und 'u' verschlüsseln, der Code soll auf Seite 57 des erwähnten Buches mit dem dortigen 14. Wort beginnen ('. . . morgens kommt . . . '):
Das Telegramm beginnt also nach oben Gesagtem mit 5714.

Jetzt wird unser 'g' verschlüsselt nach der Regel Klartext-Buchstaben-Nummer plus Code-Buchstaben-Nummer, also 07 + 13 = 20

Als nächster Buchstabe wird entsprechend unser 'u' verschlüsselt: 21 + 11 = 32

Das Telegramm lautet demnach bis jetzt: 57142 032 . .
(Gesendet wird aus praktischen Gründen immer in Fünfer-Gruppen.)

Die Entschlüsselung geschieht entsprechend einfach rückwärts.


Beispiel 1:

Von einem Zahlensender wird die Ziffernfolge 17101 10519 'aufgeschnappt' (das entspricht 5 verschlüsselten Buchstaben, siehe oben). Dabei - wenn man alle Codes von 0000000000 bis 9999999999 durchprobiert, das sind 1010 - also 10'000'000'000 Möglichkeiten - erscheint zwar meistens 'Unsinn', aber die drei in folgender Tabelle herausgepickten Beispiele ergeben einen Sinn:




Bei den gigantischen Lösungsmengen aller OTP-Telegramme treten auch immer viele sinnvollen Lösungen (auch in ganzer Telegramm-Länge!) auf, aber eben, welches ist die richtige.



Beispiel 2:

Wenn eine beliebige Linie Klartext aus folgender Liste OTP-kodiert wird, dann erhält der 'Knacker' (dessen Rechner ja alle Möglichkeiten ['Brute-Force-Attake'] untersucht) nebst 'fast unendlich' vielen anderen Lösungen zwangsläufig auch die anderen auf der Liste angegebenen Lösungen. Es sind (um die Uebersicht nicht zu verlieren) nur ganz speziell herausgepickte Beispiele, wo sich nur die roten Stellen unterscheiden. Natürlich gibt es zusätzlich jede Menge weiterer Lösungen, wo die roten Wörter immer noch auftreten, jedoch auch die schwarzen Stellen sich verändert haben:




Die weitaus meisten Lösungen sehen aber 'chaotisch' aus, wie etwa die folgende:





Weitere Hörbeispiele:



Zahlensender deutsch gesprochen
G-Station Beispiel 2
G8-Station Beispiel 3
G4-Station Beispiel 4
Deutscher Freiheitssender 904 (Signet [Melodie: Beethovens Neunte Symphonie]) [Mittelwelle 904 kHz]
Sender "Schwedische Rhapsodie"
(Erkennungsmelodie: Schwedisches Volkslied)
Sender "Schwedische Rhapsodie"
Sender "Gongstation" Bsp.2 G03
Signet
Sender "Gongstation" G03
Signet + Text
G-Station Beispiel 1
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 1) [Mittelwelle 904 kHz]
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 2)
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 3)
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 4)
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 5)
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 6)
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 7)
Deutscher Freiheitssender 904 (Beispiel 8)
Gx-Station Beispiel 1
Gong Text 2
Schwedische Rhapsodie A
Schwedische Rhapsodie B
Das sogenannte 'Stuttgarter Kabelattentat'. Original-Mitschnitt des Unterbruchs von Hitlers Rede in der Stadthalle Stuttgart 1933
Mossad
Mossad, E 10 mit einsetzendem chinesischen Störsender 'Firedrake'
BND Sender YB
CIA
Russland für Tajikistan
KGB (deutsch)
Schneller Morse_Zahlen-Sender (unbekannte Herkunft)
Tonfrequenzmodulation
Jeder Tonhöhe entspricht eine Zahl
Top-Spion "Topas" lieferte NATO-Raketenpläne
an den Osten (Treffpunkt via Agentensender)
Geheimnisvolles Signet (G20)
Eine neuere Aufnahme vom 12. März 2012, also lange nach Ende des "Kalten Krieges".
"947": Agenten-Nummer, "494": Meldungs-Nummer, "15": Anzahl Fünfergruppen.






Weitere 'spezielle Radiosignale' auf den weitreichenden AM-Wellenbereichen

Während des 2. Weltkrieges war in Deutschland das Abhören ausländischer Sender, z.B. des Londoner-Rundfunks bei Androhung der Todesstrafe verboten. Tausende taten es dennoch mit Kopfhörern (um nicht ausserhalb der Wohnung gehört - und verraten - zu werden).

Beispiel Londoner Rundfunk: Akustisch/Musikalisch ertönt immer das Muster di-di-di-daa ! Das ist in Morseschrift " . . . - " also "v" für victory (Sieg). di-di-di-daa bedeutet aber nicht nur den Buchstaben "v" im Morsealphabet, sondern entspricht auch den Anfangstönen von Beethovens Fünfter Symphonie, die gemeinhin auch als "Schicksalssymphonie" bezeichnet wird.
Das Glockenspiel ertönt vom weltberühmten "Big Ben" in London. Auch die Nachkriegs-Erkennungsmelodie der BBC (British Broadcasting Corporation) geht auf dieses "v" - bzw. die Schicksalssymphonie - zurück, allerdings jetzt mit aufsteigender Tonfolge:

Originalaufnahme des damaligen Londoner-Rundfunks [Mittelwelle]
Nachkriegs-Erkennungsmelodie der BBC




Radio-Signete Schweiz

1931 begann das Radio sprachregional in der Schweiz mit leistungsstarken 'Landessendern' (z. B. Beromünster für den deutschsprachigen Landesteil). Bei den folgenden historischen Erkennungs-Melodien dieser Studios kommen immer 'Musikdosen' zum Einsatz, da deren Präzisions-Herstellung eine (West-)Schweizer Spezialität war und ist.

Zur Zeit des 2. Weltkrieges wurde in Schwarzenburg/BE der Kurzwellensender Schwarzenburg errichtet, der auf der ganzen Welt gehört werden konnte. Zuletzt sendete 'Schweizer Radio International' über Satellit und Kurzwellen-Sender an andern Standorten: Sottens (Westschweiz), Jülich (Deutschland) und Montsinéry (Französisch Guiana, Südamerika).
Die Erkennungsmelodie bzw. das Signet war 70 Jahre lang dasselbe geblieben [Wiedererkennungswert]. Der Sendebetrieb auf Kurzwelle wurde am 30. Oktober 2004 eingestellt. Der einst schlanke und effiziente Dienst wurde wahrscheinlich - wie so manche Organisation - zu stark aufgebläht und schliesslich unbezahlbar und es kam noch die Elektrosmog-Hysterie dazu.

Studio Zürich
("Chumm Bueb und lueg...") [Mittelwelle]
Studio Bern
("Zit isch daa...") [Mittelwelle]
Studio Basel
("Z'Basel am mim Rii...") [Mittelwelle]
Musigwäle 531 / Musikwelle [Mittelwelle 531 kHz] (Anfangszeit, als noch die Musik und nicht das Geschwätz im Vordergrund stand)
Studio Lugano
Signet/Erkennungszeichen/Pausenzeichen Tessin und Ansage 'Radio Monte Ceneri, Studio di Lugano' ("Ambrosianisches Kirchengeläut von San Giorgio/ Castagnola": "Oratorio della Madonna Addolorata" aufgenommen um 1950). [Mittelwelle]
Schweizerischer Kurzwellensender Schwarzenburg ("Luegit vo Bärg und Tal...")



Weitere historische Aufnahmen

Am 5.10.1957 wurde als erster künstlicher Erd-Satellit der russische Sputnik 1 ins All befördert, ein Paukenschlag für den Rest der Welt. Im Folgenden die Originalsignale, die an einem guten Radio gehört werden konnten.

Ein anderer Schock traf die Schweiz am 1. Sept. 1939: Der Bundesrat beschliesst die Mobilmachung der Schweizer Armee.




Hier ein Bild des unten hörbaren ersten künstlichen Erdsatelliten SPUTNIK 1 (Russland) mit seinen Antennen.


VideoClip Sputnikempfang durch Funkamateur:

(Aus: Schweizer Film-Wochenschau, 1957)

Sputnik 1 [Empfänger 1]
Sputnik 1 [Empfänger 2]
Sputnik 1 [Empfänger 3]
Original Radio-Nachrichten 5.10.1957 (Abschuss des Sputnik 1) [Mittelwelle]
Mobilmachung: Bundesrat Philipp Etter auf Radio Beromünster am 1. Sept. 1939
Hallo Beromünster, hier spricht Heiner Gautschy in New York (22.11.1963) (Attentat J.F.K.) [Mittelwelle]
Signet der Landesausstellung 1939 in Zürich
Signet der Landesausstellung 1964 in Lausanne




Verschiedene Tonsignale/Erkennungsmelodien



Radio Wolna Europa [Radio Freies Europa in Polnisch]
Radio Wolna Europa mit einsetzendem Störsender
Belgium BRTF for Africa
Radio Sofia, Bulgarien
Glockenspiel von Radio Hilversum/NL
Radio Vatican (Original) [Mittelwelle]
Radio Prag vor der Teilung der Tschechoslowakei
Radio Prag nach der Teilung der Tschechoslowakei
Radio Budapest
Radio Bulgarien
Radio Italiana
Radio France International
TWR Monte Carlo [Mittelwelle]
UdSSR 1
UdSSR 2 (Mayak)
UdSSR 2 (Mayak) andere Aufnahme
China (Auslanddienst um 1995)
China (Auslanddienst 2018)
Süd-Afrika
Zahlensender östlicher Herkunft (Signet)
Ein Signet der RAI
Radio Beograd 684 kHz [Mittelwelle]


Beispiele legendärer Weltempfänger:





Braun T1000 (1963)





NordMende Globetrotter TN 6000 (ca 1968)




Zenith Transoceanic 3000 (60er Jahre)




Zenith Transoceanic 7000 (70er Jahre)
Letzter Vertreter dieser legendären Serie, bereits "Made in Taiwan".




NordMende Globetrotter TN 6001 (70er-Jahre)




Blaupunkt Supernova (70er-Jahre)




Der legendäre Barlow Wadley (70er-Jahre)




Grundig Satellit 2100 (70er Jahre)




Grundig Satellit 650 (80er Jahre)




Philips - Antoinette Transworld de Luxe L6X38T/22 (um 1967)




Ein neuerer Empfänger (leider nicht mehr 'Made in Europa')