Radio-Geschichte Schweiz
Historische Lang-, Mittel- und Kurzwellen-Sender der Schweiz und Liechtensteins
Landessender/Mittelwellensender Beromünster; Reduitsender; Militär-Funkstationen
Terrestrischer Funk und Radio allein können unabhängig von Infrastrukturen Dritter (Internet, Satelliten, Telefon-Leitungen) zwei beliebige Orte der Welt kommunikativ verbinden und dies mit einfacher, robuster Technik.
Bild: semi-professioneller Weltempfänger 1970er-Jahre, GRUNDIG.
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Einführung
Für manch Kind begann das Interesse für Geografie vor der Skala des heimischen Radios beim Lesen der so geheimnisvollen Namen. Da war etwa "Tour Eiffel", "Eiffelturm" oder auch "Schweizer Gleichwelle" zu lesen und jede Menge 'exotisch' klingender Städtenamen. Im Innern des 'Zauberkastens' faszinierten rätselhafte orange leuchtende 'Glühlampen':
In den Anfangszeiten des Rundfunks gab es noch keine Sender-Skalen:
Bild: Luxus-Radiogerät mit Lautsprecher und Rahmenantenne anfangs 1920er-Jahre; [Brox Sisters].
Bei den späteren Radio-Skalen wurden die Sender meist nach ihrem jeweiligen Standort benannt und 'Sendekanäle' wurden noch in Wellenlängen angegeben. Dies zeigt sich schön auf alten Radioskalen:
Im Folgenden einer der späten Vertreter namentlich beschrifteter Senderskalen: SABA von 1959. Nur noch im Kurzwellenband sind die Wellenlängen übriggeblieben, die einprägsamen Meter-Bänder. Alles andere ist in Hertz (kHz, MHz) angegeben. Im abgebildeten Skalen-Ausschnitt findet man die Namen der legendären Schweizer Sender Beromünster, Sottens und Monte Ceneri:
Frequenzen/Wellenlängen mussten oft nach internationalen "Wellenkonferenzen" geändert werden. So sind in den beiden vorangehenden Skalenbildern Beromünster und vor allem Monte Ceneri je nach Geräte-Jahrgang an verschiedenen Stellen zu finden.
Kleiner Exkurs: Der Ursprung des Radios/Rundfunks:
Die erste Funkverbindung erfolgte bereits um 1780 durch Galvani: Der Funke einer Elektrisiermaschine (oder der Blitz eines Gewitters) brachte drahtlos einen Froschschenkel zum Zucken. Zurückgelegte Distanz: ca 1.5 Meter (bzw. einige Kilometer). Eine physikalische Erklärung konnte Galvani natürlich nicht geben.
Um 1865 sagte dann Maxwell die Existenz von Radiowellen voraus, eine auch philosophisch interessante Tatsache: Die Natur ist gesetzmässig und mathematisch beschreibbar und damit oft 'vorausberechenbar'. Heinrich Hertz gelang 1886 der experimentelle Nachweis und die physikalische Beschreibung dieser Wellen.
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Radio in der Schweiz: Die Zeit vor Beromünster:
Die praktische 'staatliche' Radiotechnik in der Schweiz begann 1902 mittels einiger 'Vor-Versuche' mit mobilen Militär-Funkstationen (System Prof. Braun & Siemens & Halske, Berlin, später --> Telefunken):
Auf der Thuner Allmend führte die Armee in der Zeit vom 13. bis 21. Dez. 1905 umfangreichere Versuche mit fahrbaren Knallfunken-Stationen durch. Dabei wurden neben 'gewöhnlichen' Drahtantennen auch 'Ballon-Antennen' getestet. Bei diesen hielten Ballone mit 12 m3 Volumen Draht-Antennen bis zu 200 m hoch in Kombination mit einem Drahtnetz als Gegengewicht, Energielieferant war ein Benzinaggregat. Verwendet wurden Mittel- und Langwellen (500 ... 800 m Wellenlänge):
Militärische Funkversuche auf der Thuner Allmend 1905 mit einem Fesselballon als Antennenträger
Die um 1900 aufkommende drahtlose Telegraphie fand natürlich auch bei der Armee Interesse. Es entstand der Plan, die 1890 und 1894 fertiggestellten Festungen St. Gotthard und St. Maurice mit der Armeeleitung im Raum Luzern zu verbinden (Anmerkung: Die Festung Sargans wurde erst ab 1939 gebaut). Um 1902 wurden mit der Gesellschaft für drahtlose Telegrafie mbH (später --> Telefunken) erste Kontakte aufgenommen. Dort war man jedoch überzeugt, dass Verbindungen über Gebirgszüge hinweg nicht mit den üblichen fahrbaren Stationen, sondern nur mit ortsfesten Höhenstationen möglich seien. In der Folge errichtete das Militär solche Anlagen auf Rigi und Stöckli. Noch im Herbst 1905 wurden die Funkenstationen Rigi-Scheidegg und Fort Stöckli ob Andermatt aufgebaut. Beide Anlagen bekamen steinerne Funkerhütten, anstelle der ursprünglich vorgesehenen hölzernen Baracken. Die Fächer-Antennen waren bei beiden Stationen an jeweils zwei Masten aufgehängt. Ende November 1905 waren die Stationen bereit. Sie sollten einerseits untereinander, anderseits auch mit mobilen Stationen in Verbindung treten. Technisch kam das Knallfunken-System zum Einsatz bei Wellenlängen von 500 ... 800 m.
Die Funkstation Rigi-Scheidegg
Die zwei Antennen-Masten der Funkstation Rigi-Scheidegg im Jahr 1919 [Walter Mittelholzer]:
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armeefunk
Die beiden Masten der Funkstation auf
Rigi-Scheidegg und das Funker-Häuschen (ganz am linken Bildrand) aus anderer Perspektive [Walter Mittelholzer (1919)]:
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armeefunk
Bild: Das Sendergebäude Rigi-Scheidegg auf der Siegfriedkarte von 1919
Das Sendergbeäude auf einem Luftbild von 1932 (Eidg. Landestopografie).
Es steht heute noch, aber modifiziert und umgenutzt.
NZZ-Zeitungsmeldung vom 20. Aug. 1906:
Die erwähnten Radiostationen Poldhu um 1905 (links) und Nauen um 1906 (rechts):
Ab Ende November 1905 empfing die Station Rigi-Scheidegg (und wohl auch Fort Stöckli) jeweils um Mitternacht die Telegramme der englischen Gross-Station Poldhu (Cornwall) über eine Distanz von 1050 km.
Hintergrund: Jede Nacht strahlte die Hochleistungsstation in Poldhu, Cornwall, um 01.00 GMT Ocean News aus, ein tägliches Nachrichtenbulletin, das u.v.a. auch von der Titanic am 11., 12. und 13. April 1912 aufgenommen werden konnte, nicht jedoch am 14. April. An diesem Tag leitete der Funker der SS Minnehaha die Ocean News an die Titanic weiter. Das waren die letzten Nachrichten aus der Heimat, die an Bord der Titanic gelesen werden konnten - und dies über Vermittlung eines Schiffes, das zwei Jahre zuvor in einen CQD(SOS)-Ruf involviert gewesen war. [Aus: SOS – A Titanic Misconception; David Barlow ~2012].
Ab dem 13. Dezember 1905 wurden Versuche zwischen Rigi-Scheidegg und den fahrbaren Stationen aufgenommen. Im Dezember 1905 gelang auch die erste drahtlose Telegrafie-Verbindung zwischen Rigi-Scheidegg und Andermatt/Stöckli. 1906 verkehrten die Stationen Rigi und Stöckli regelmässig miteinander, Rigi auch noch mit den fahrbaren Stationen in Bern, Freiburg, Lützelflüh, Weesen und Altstätten (Rheintal). Zwischen Stöckli und den fahrbaren Stationen kam keine Verbindung zustande. Rigi und Stöckli konnten 1906 auch die neue deutsche Station Nauen (ca 700 km) aufnehmen - und dies alles in Morse-Telegraphie mit sogenannten Knallfunken:
Knallfunkensender: Knallfunken in der Morse-Telegraphie:
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Knallfunken/Knarrfunken (mp3):
Das Tempo war gemächlich, denn es waren höchstens 30 Funken pro Sekunde möglich und der Entfritter-Klopfer brauchte auch seine Zeit.Der Buchstabe 'c' etwa gab an den Papierstreifen-Schreiber (oder Kopfhörer) folgendes Signal:
......... ... ......... ...
Je nach Trägheit des Morse-Schreib-Apparates wurden daraus kürzere oder längere Punkte-Ketten oder aber kürzere und
längere Striche aufgezeichnet. Im Kopfhörer hörte man das 'legendäre' Knarren (daher kommt mitunter auch der Ausdruck 'Knarrfunken' [aus Sicht des Hör-Operators]. Aus Sicht des Sende-Operators - neben dem Funkeninduktor(!) - heisst es dann eher Knallfunken). Für Kopfhörerempfang konnte an Stelle des Kohärers die empfindlichere Schloemilch-Zelle [Elektrolyt- Detektor] verwendet werden, die um 1907 vom Braunschen Kristall-Detektor abgelöst wurde.
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Als urspüngliche Empfänger dienten Kohaerer und Morseschreiber oder - als Verbesserung - Schloemilchzelle und Kopfhörer. Auch von Thun aus konnte mit der Fix-Station Rigi-Scheidegg, nicht aber mit dem Fort Stöckli verkehrt werden.
Die Funkstation Fort Stöckli/ Andermatt
Das folgende Foto zeigt die Antenne der Funkanlage unterhalb Fort Stöckli (Gütsch ob Andermatt) am selben Standort, wo heute die Meteo Schweiz eine umfangreiche Wetterstation betreibt. Das Senderhäuschen (etwas nordwärts und knapp ausserhalb des rechten Bildrandes) steht heute noch und ist unter Schutz gestellt:
Antenne Fort Stöckli / Gütsch ob Andermatt Richtung Urserental, links Winterhorn, ~1906; © armeefunkAntennenhöhe ca 30 m, Mastabstand ca 35 m; Typ: wahrscheinlich Fächerantenne.
Die heute noch gut erhaltene Funkerhütte beim Stöckli (Gütsch) ob Andermatt lässt die Oeffnung für die Antennendurchführung und die Abspannvorrichtung erkennen. Von den zahlreichen Mastabspannungen können heute noch Bodenverankerungen gefunden werden:
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armeefunk
Da Stöckli mit den fahrbaren Stationen keine Verbindung zustande brachte, wurde dort die Zielvorgabe nicht erreicht und es wurde vorgeschlagen, die Versuchs-Aktivitäten von der Station Stöckli nach St. Maurice (Morcles) zu verlegen. Unter erheblichen Schwierigkeiten wurde in der Folge quer über ein Seiten-Tal bei Morcles im Sommer 1907 eine mächtige Fächerantenne errichtet. Im November konnte mit dieser Antenne Rigi-Scheidegg, Poldhu, Nauen u.a. sehr gut empfangen werden. Ueber gelungene Sendeverbindungen zur Rigistation liegen keine Berichte vor. Es ist nicht klar, ob in Morcles neben dem Empfänger auch ein Sender eingesetzt wurde, letzteres aber eher nicht, denn zu dieser Zeit hatte sich Telefunken bereits mit dem wesentlich verbesserten Nachfolge-System (Löschfunken) beschäftigt. 1908 machte Telefunken den Vorschlag, die drahtlosen Stationen der Schweiz auf dieses neue Löschfunken-System umzubauen.
NZZ-Zeitungsbericht vom 5. Dez. 1907 zur Fächerantenne bei Morcles:
Die Funktechnik machte zu dieser Zeit grosse Fortschritte. Ab 1908 kamen von Telefunken sendeseitig die erwähnten Löschfunken-Apparate zur Anwendung, bei Marconi als Antwort die rotierende Funkenstrecke mit ähnlicher Wirkung, empfangsseitig wurde parallel dazu der neu entwickelte Kristalldetektor [Ferdinand Braun] eingeführt, als Ersatz für den elekrolytischen Detektor (von Schloemilch) und für andere Detektions-Einrichtungen. Der Schreiber-Empfang wurde aufgegeben zu Gunsten des viel zuverlässigeren Kopfhörer-Empfangs. Im Gegensatz zu Morseschreiber via Kohaerer oder Kopfhörer via Ticker, Schloemilch-Detektor (Magnetdetektor bei Marconi) ermöglichte der Kristall-Empfang sowie eine sinnvolle Anwendung von geschlossenen und offenen Resonanzkreisen [Ferdinand Braun] - weiter entwickelt zum Löschfunken-System [Max Wien, Telefunken] (oder der rotierenden Funkenstrecke bei Marconi) erstmals einen empfindlichen und klar definierten Kopfhörerempfang mit 'musikalischen' Morsezeichen (typ. mit 1000 Hz Ton), die tönenden Löschfunken. Die Löschfunkenstrecke wurde meist durch Wechselspannung von 500 Hz angesteuert, was beim Empfänger im Kopfhörer den 1000 Hz (Sägezahn-)Ton ergab. Der Wirkungsgrad der Löschfunken-Sender war viel grösser und Sendefrequenzen klar definiert. Die folgenden Hörproben zeigen eindrücklich den Fortschritt.
Löschfunkensender: Löschfunken / Tonfunken in der Morsetelegraphie:
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Tönende Löschfunken (fixe Funkenstrecken-Kaskade; Telefunken ) (mp3):
Der Ton mag höher als 1000 Hz scheinen, aber er repräsentiert eben eine oberwellenhaltige [invertierte] Sägezahnkurve.
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Löschfunken (rotierende Funkenstrecke; Marconi ) (mp4):
Die letzten Funksignale der Titanic. Bei dieser Aufnahme handelt es sich um eine Simulation mit authentisch klingendem Ton und Profi-Tastgeschwindigkeit.
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Die Wellen der Löschfunkensender (Stossfunken-Erregung [Max Wien] und physikalisch einwandfreie Antennenankopplung [Ferdinand Braun]) waren gegenüber den Knallfunken-Wellenzügen wesentlich weniger gedämpft und 'spektralrein', was eine gute Aufschaukelung der Empfangs-Schwingkreise zur Folge hatte. So konnten wesentlich grössere Entfernungen überbrückt und auch 'Funkkanäle' voneinander getrennt werden (Minimierung gegenseitiger Störungen). Ferner waren die tönenden Zeichen (1000 Hz) wesentlich besser aus atmosphärischen Störungen heraus zu hören als das Knarren der Knallfunken.
Fahrbare Löschfunken-Stationen
Um 1911 konnte schliesslich erkannt werden, dass die den Fixstationen zugedachte Aufgabe (Verbindung der beiden damals einzigen Alpenfestungen [Andermatt/Stöckli und St. Maurice] mit strategisch 'sicheren' Stellungen im Mittelland) sogar von den neuen sehr leistungsfähigen fahrbaren Löschfunken-Stationen gelöst werden kann, denn es gelang 1911 auf diese Art erstmals eine zuverlässige 'DX-Verbindung' über 130 km zwischen Luzern (Armeeleitung) und der Festungsanlage St. Maurice (Gleichstromeingangsleistung: 3 kW).
Das Ende der Versuche mit Fixstationen:
Ein Mastbruch in einem Schneesturm bereits im Winter 1906/1907 erschwerte den ohnehin enttäuschenden Versuchsbetrieb auf Fort Stöckli/Andermatt (noch mit 'Knallfunken-Technik'). Neue fahrbare Hochleistungs-Löschfunken-Stationen ermöglichten ab 1911 alle gewünschten Verbindungen. Die beiden Fixstationen wurden obsolet. Die Antennenmasten der Gegenstation auf Rigi-Scheidegg überlebten aber noch lange. Deren Antenne wurde 1915 für den militärischen Abhorch reaktiviert und die Station 1916 zur Zentralstation umgebaut (natürlich nicht mehr in Knallfunken-Technik).
Im Folgenden eine erwähnte fahrbare 3 kW P(in) Löschfunkenstation für Langwelle (bei Ins) um 1918 (Funk Pionier Kompanie 7):
[Schweizerisches Bundesarchiv]
Die erwähnten neuen fahrbaren Telefunken-Stationen für die Versuche in der Schweiz waren spezielle und verbesserte fahrbare 3 kW -Stationen, welche über 4 feste Wellenlängen verfügte.
Kurz-Video: Aufbau einer solchen fahrbaren TELEFUNKEN-Löschfunkenstation im 1. WK (hier in Deutschland):
Ein kurzer Blick zurück:
Funkversuche 1909 mit fahrbaren Stationen von
Marconi in Andermatt:
Hier die zugehörige Bedienungsmannschaft:
© armeefunk
Die 3-Mast-L-Antenne wahrscheinlich der baugleichen Gegen-Station (an unbekanntem Ort):
Ebenfalls im Jahr 1911 setzte die staatliche Regulierung im zivilen Radiowesen ein. Es wurden die ersten drei schweizerischen Radio-Empfangskonzessionen für Zeitzeichenempfang aus Paris ausgegeben (Uhrenindustrie!), dazu waren anfangs noch Leumundszeugnisse einzureichen! Dabei wurden die Zeitsignale vom Sender Eiffelturm empfangen. Dieser Sender arbeitete mit Eingangsleistungen von 20 kW (1909) bis 150 kW (1914) als Löschfunkensender auf 115 kHz (2600 m), die Demontage erfolgte um 1925. Empfangsseitig in der Schweiz gelangten ca. 100 m lange Drahtantennen zum Einsatz, in Basel z. B. am Kirchturm der St. Peterskirche befestigt. Der Sender diente natürlich auch der Verbindung mit französischen Kolonien. Empfangen wurde mit Kristallempfängern (Detektor-Geräte):
Ueber diesen Sende-Standort Eiffelturm erfolgten auch die ersten regelmässigen öffentlichen Rundfunksendungen in Europa ab Februar 1922. Auf dem Eiffelturm wurde auf Initiative von Gustave Ferrié, der sich nach dem Ersten Weltkrieg entscheidend für den Aufbau des französischen Rundfunks einsetzte, ein Radiosender in Betrieb genommen. Gesendet wurden zunächst Wettermeldungen und Unterhaltungsmusik.
Beim Militär hatten sich Löschfunkenstationen inzwischen längst durchgesetzt.
Eine Löschfunkenstation 16 ("Tönende Löschfunken" Klasse B 2]) um 1917 am Furkapass:
1917 baute die Basler Glühlampenfabrik Elektronenröhren nach Plänen von Professor Zickendraht.
Es folgte die Zeit der Flugplatzsender auf Wellenlängen zwischen etwa 200 m und 1300 m und Senderausgangs-Leistungen kleiner als 1.5 kW:
1912 wurde für das Militär der Flugplatzsender Dübendorf in Betrieb genommen, der Sender stand in Kloten (auf dem Artillerie-Waffenplatz, der Flughafen Kloten kam erst 1948) der Empfänger (und eine Peilstation) in Dübendorf (Störvermeidung beim Duplexbetrieb). Zivilflugfunk erfolgte dort ab 1917. Eine neue Anlage - neu auch für Telephonie - sendete für Dübendorf ab 1921.
1919 deutete Dr. Banderet (Uni Basel) die Telegrafie in den Schweizer Alpen und kam u. a. zum Ergebnis: "Alpenketten hemmen die Ausbreitung der Wellen, Flüsse fördern sie!"
Zwar regulierte der Bundesrat als inzwischen oberste Radioaufsichtsbehörde die Funkkommunikation bereits stark (wie auch heute noch), doch bewilligte er nicht-kommerzielle Rundfunkversuche mit den Flugplatz-Sendern Genf, Lausanne und Dübendorf. Daraus gingen mehrere Radioveranstalter mit teilweise eigenen Radiosendern hervor: 1923 Lausanne, 1924 Zürich, 1925 Bern und Genf sowie 1926 Basel.
1922 erfolgte die Betriebsaufnahme des ersten kommerziellen Schweizer Senders bei Bern [Sender in Münchenbuchsee, Empfangsstation in Riedern] im Rahmen des internationalen Radiotelegramm-Verkehrs (Münchenbuchsee, --> Radio Schweiz bis 1988, danach Bern Radio).
1922, 22. August: Betriebsaufnahme Sender Lausanne "Champ de l'Air" (Flugfunk für die Linie Lausanne - Paris und erste Schweizer Rundfunkversuche). Ausstrahlung der ersten Radiosendung der Schweiz am 26. Oktober 1922. Vom Flugplatzsender Champ-de-l'Air bei Lausanne wurde ein Livekonzert gesendet. Der regelmässige Sendebetrieb der Programmgesellschaft Utilitas über diesen Flugplatzsender wurde 1923 aufgenommen. Massgeblicher Initiator war Roland Pièce, der spätere Direktor des Landessenders Sottens.
Diese Station ist demnach der erste öffentliche Sender in der Schweiz und einer der frühen Rundfunk-Sender in Europa. Sie diente aber vorrangig der Sicherung des Flugverkehrs auf dem Champ de l' Air. In den Pausen, zwischen den einzelnen Wettermeldungen an die Piloten und Flugzeugeinweisungen, legte man zur Unterhaltung Schallplatten auf. Die Piloten beklagten sich allerdings bald über das beschränkte Repertoire.
Bild: Sendeplan von HB2 Lausanne "Champ de l'Air", Rundfunkversuche und Flugfunkdienst gemischt, ab 1922. Wellenlänge 1080 m, 277 kHz (Langwelle)
Der Sender
Champ de l'Air (HB2):
Auch diese Antenne musste 1929 einen Mastbruch hinnehmen, dies aber infolge Schneelast.
1923 startete der Genfer Sender Cointrin mit 215 Watt.
1923 folgten Rundfunkversuche über den Sender bei der Artillerie-Kaserne Kloten des Flugplatzes Dübendorf. Der Flugplatz Kloten existierte noch lange nicht.
Der 122 Meter hohe Sendemast des Dübendorfer Senders in Kloten:
Die zugehörige Empfangs-Anlage beim Flugplatz Dübendorf:
Diese nach dem Ersten Weltkrieg erfolgten regionalen Versuchs-Rundfunksendungen begannen also über bereits bestehende Flughafen-Kleinsender, zuerst (1922) von den Sendern Lausanne (HB2), Dübendorf/Kloten (Artillerieplatz) , gefolgt von Genève (HB1), Bern-Münchenbuchsee und vom Flugplatzsender Sternenfeld (Sender beim Zeughaus Basel) aus.
Die gemeinsame Nutzung der Flugplatzsender ermöglichte aber keinen geregelten öffentlichen Rundfunk.
So wurden 1923 bis 1926 in Lausanne, Zürich, Genf, Bern und Basel Radiogenossenschaften gegründet. In Zürich rief der ETH-Physikprofessor, Gustav Eichhorn, ein Institut für Radiophonie ins Leben. Der ETH-Sender diente zu Rundfunkversuchen in Zürich. Auf das Gesuch zur effektiven Genehmigung erhielt Eichhorn noch 1923 vom zuständigen Beamten die Antwort: 'Nehmen Sie von mir die amtliche Erklärung entgegen, dass wir das Radio in der Schweiz nie aufkommen lassen werden. Ihr Institut ist also gänzlich zwecklos!'
Ab dem 23.Aug. 1924 wurde zuerst von der 'Radiogenossenschaft in Zürich' über einen neuen Sender Hönggerberg/Zürich das erste reguläre (Nur-)Rundfunkprogramm der Schweiz ausgestrahlt. Der Sender gab 500 Watt an die Antenne. Gesendet wurde auf wechselnden Wellenlängen im Bereich 500 ... 800 m - vielfach auf 515 m - also 'fast auf Langwelle'.
Der Sender Hönggerberg mit provisorischer Antenne im Jahr 1924 noch in einer intakten Landschaft.
Erkennbar ist eine Dachkapazitäts-Reuse:
1925 bekam der Sender seine definitive Antenne mit 2 je 65 m hohen Stahl-Gittertürmen in 120 m Abstand:
Bild: Die Sendeantenne Hönggerberg mit Dachkapazitäts-Reuse.
Die Sendeanlage Hönggerberg auf einer Luftaufnahme von Walter Mittelholzer 1926:
[Bildarchiv ETH Zürich]
Das zweistündige Eröffnungsprogramm:
12 Uhr 30: Eröffnungsansprache von Bundesrat Haab
13 Uhr 15: Hauskapelle (4 Mann).
13 Uhr 30: Begrüssung durch den ersten schweizerischen Radiosprecher Paul Altheer
13 Uhr 40: Cellosolo
13 Uhr 55: Humoristisches mit Carl Sedlmayr
14 Uhr 25: Hauskapelle
14 Uhr 30: Cellosolo
14 Uhr 35: Schlussmarsch
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Technik und Hauskapelle beim Sender Hönggerberg [Studio in Räumlichkeiten des Amtshauses 4 an der Lindenhofstrasse]:
Die zwei hohen definitiven Sendemasten signalisierten schon von weitem aussergewöhnliche Aktivitäten. 'Radio Zürich' (oder 'Radio Hönggeberg') hatte mit dieser Antenne und 500 Watt Senderausgangsleistung in dem noch wenig belegten Wellenband eine erstaunliche Reichweite. Empfangsberichte kamen aus Norwegen, Spitzbergen, Irland, Russland, Ägypten, Südafrika, USA und Russland!
Die Sendemasten sind schon lange nicht mehr vorhanden und das vergammelte Sender-Häuschen an der Einsteinstrasse 6 in 8049 Zürich/Höngg musste 2012 einem Ausbau der ETH-Hönggerberg weichen.
1924 gab es in Europa noch wenige Sender, 1929 bereits erheblich mehr:
1926: Ein erster Versuch, in Europa eine Ordnung in die rasch wachsende Anzahl an Rundfunkstationen zu bringen, fand 1926 in Genf statt. Im Mittelwellenbereich 500 bis 1.500 kHz wurden in einem Raster von 10 kHz 99 Kanäle festgelegt, wovon 77 exklusiv für jeweils nur einen leistungsstarken Sender vergeben wurden, während die übrigen 20 Kanäle als Gemeinschaftswellen für 2 bis 10 Sender geringer Leistung (maximal 0,5 kW) belegt wurden.
In Washington wurde 1927 ein neuer Weltfunkvertrag ausgehandelt. Die Bestimmungen traten am 1. Januar 1929 in Kraft. Dem Rundfunk standen neu ein Langwellenbereich von 160 bis 228 kHz und ein Mittelwellenbereich von 675 bis 1.500 kHz zur Verfügung. Im Kurzwellenbereich, der zu Beginn der 20er Jahre von Amateuren erschlossen worden war, erhielt der Rundfunk sechs Bänder bei 49, 31, 25, 19, 16, und 13 m Wellenlänge.
Die folgenden Angaben sind - soweit das überhaupt noch möglich ist - sorgfältig zusammengestellt worden, aber die Quellen sind widersprüchlich, auch als Folge der sehr häufigen Frequenzwechsel. Die Grössenordnungen und das Gesamtbild sind aber realistisch.
Zu den einzelnen Sendern:
Radio Lausanne: 1923 bis 1931 (Eröffnung Sottens)
Radio Genève: 1923 (Versuche über Flugplatzsender), offiziell 1925 bis 194? (ab 1931 Relais Sottens)
Radio Zürich (Sender Hönggerberg, erster Schweizer (Nur-)Rundfunksender): 1924 bis 1931 (Eröffnung Beromünster)
Radio Bern: 19. Nov. 1925: Die Sprecherin Betty Spengler meldet erstmals im Äther: "Hallo, hier Radio Bern auf Welle 302". Das Programm aus dem Studio im Kursaal wird über einen Sender in der Telegrafie-Sendestation Münchenbuchsee [1.2 kW HF] ausgestrahlt, ab 1930 über einen neuen (Stadt-)Sender der PTT bei Wankdorf [Inbetriebnahme auf Welle 403 m (743 kHz) mit einer Sendeleistung 1,5 kW]. Später diente dieser Sender als Relais für Beromünster). Der alte Berner Sender von Münchenbuchsee wurde von der PTT gekauft und in Genf eingesetzt.
Der "neue" Mittelwellen-Sender Bern-Wankdorf:
(Bilder zum "alten" MW-Sender Münchenbuchsee weiter unten)
Radio Basel: 1926 bis 1972 (z. T. Relais Beromünster, Gleichwelle mit Chur, Sool, Savièse). Ab 1926 erfolgten erste reguläre Sendung von Radio Basel. Die Eröffnungsansprache von Professor Zickendraht konnte nur verspätet gesendet werden, da der stundenweise gemietete Sender des Flugplatzes Basel-Sternenfeld zum vorgesehenen Zeitpunkt zur Einweisung eines verspätet eintreffenden Flugzeuges benutzt werden musste. Anfang 1931 wird ein 0,5 kW-Marconi-Sender in der Basler Kaserne untergebracht. Auch eine eigene Antenne kam auf das Kasernenareal zu stehen. 1931 (Dez.): Um Störungen des Dresdner Senders auszuweichen, wechselt der Basler Stadt-Sender von 318 auf 244 m.
Die ursprünglich (mit-)verwendete Sendeanlage von Radio Basel des Flugplatzes Basel-Sternenfeld mit Standort beim Zeughaus: T-Antenne und Funkerhäuschen:
Später stand wie erwähnt eine eigene Antenne für Radio Basel auf der Kaserne Basel. Es war eine einfache T-Antenne zwischen 2 Stahlrohrmasten, welche auf den beiden äusseren Zinnentürmen angebracht waren
(ähnlich dem Berner Wankdorfsender). Der Sender auf der Kaserne-Basel war ein Gleichwellen-Sender wie diejenigen von Chur, Sool und Savièse mit ca. 500W Sendeleistung. Der Basler Sender wurde ca. 1972 abgebaut:
Bilder: Die Stahlrohrmasten auf den Zinnentürmen von Radio Basel.
Im Folgenden ein VideoClip (Stummfilm!, Amateurfilm) aus der Anfangszeit von Radio Basel, Sender 'Sternenfeld'. Steuerpult, Sendeanlage, Gong mit Zeitansage ab Chronometer, Uebertragung einer Grammophonplatte über Mikrophon(!), schweres Mikrophon in Gummimatte wird an mechanischen Musikgenerator geschoben:
Der Sender Bern-Münchenbuchsee um 1926:
Nationalrat Rudolf Minger (späterer BR) unterstützte 1925 einen Antrag Berns, einen eigenen Sender zu errichten. Es konnte dazu ein Sendemast der bestehenden kommerziellen "Marconi-Radio-Station" in Münchenbuchsee zur Befestigung einer Drahtantenne benutzt werden. Das Musikorchester des Berner Kursaals bestreitet den Grossteil der musikalischen Darbietungen. Offizieller Sendebeginn war der 19. November 1925.
Technische Vorgeschichte:
Während der ersten Vollversammlung des Völkerbunds 1918 in Genf richtete die englische Marconi Company auf eigenes Risiko eine radiotelegraphische Versuchsstation ein. Das Sende-Büro war untergebracht beim internationalen Pressedienst und die Sendeanlage in Prangins. Der erfolgreiche Versuch eröffnete der Marconi-Gesellschaft den Zugang zum Schweizer Markt.
So bekam 1921 die Marconi Radio Station A.G. Bern (ab 1924 Radio-Schweiz AG) die Konzession zum Bau und Betrieb einer kommerziellen drahtlosen Telegraphieanlage. Bereits im April 1922 konnte das Betriebsbüro in Bern über die Sendestation Münchenbuchsee und die Empfangsstation Riedern (Störvermeidung) den regelmässigen drahtlosen Telegrammverkehr auf der Linie Bern-London aufnehmen. Nach der Aufnahme des radiotelegraphischen Verkehrs mit Grossbritannien folgten Verbindungen in verschiedene europäische Länder und in die Vereinigten Staaten. Die Hochfrequenzleistung an die Antenne von knapp 10 kW wurde meist auf Welle 3400 m über 90 Meter hohe Antennentürme abgestrahlt. Die Empfangsanlage stand bei Riedern/Bümpliz. Ausgenommen von der drahtlosen Telegrafie blieben aber Verbindungen zu Nachbarländern, die dem Drahtverkehr vorbehalten bleiben sollten.
Sender der Marconi-Radio-Station AG:
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Morsevermittlung bei Radioschweiz AG, 1935:
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Münchenbuchsee: Der einfache Draht auf den näheren Mast ist die oben eben erwähnte Sendeantenne von Radio Bern (ab 19. Nov. 1925). Der "Rest" gehört zum kommerziellen Sender:
[Museum für Kommunikation, Bern]
Der (erste) Marconi-Sender in Münchenbuchsee:
[Museum für Kommunikation, Bern]
Der Radiosender Münchenbuchsee im Jahr 1925 (Flugaufnahme von Walter Mittelholzer):
Bild: Ansichtskarte Münchenbuchsee (Ausschnitt) um 1930
Die Radiostation Münchenbuchsee am 21.5.1969; SWISSAIR Photo AG
Die zur Sendestation Münchenbuchsee gehörende Empfangsstation:
Bild: 21.5.1969 Empfangsstation Riedern der Radio Schweiz; SWISSAIR Photo AG
1928: (Bern) Da die "live" gesendeten Hörspiele des öftern ins Stocken gerieten, wird nach Reklamationen aus der Hörerschaft versprochen, künftig keine Sendungen mehr ohne vorherige Proben auszustrahlen.
1930: Auf Grund heftiger Widerstände gegen die Vereinbarungen von Genf 1926 und der ungenügenden Änderungen von Brüssel 1928 wurde der Kanalraster geändert. Im Mittelwellenbereich wurde zwischen 500 und 1.300 kHz ein 9 kHz-Frequenzraster und zwischen 1.300 und 1.500 kHz ein 10 kHz-Frequenzraster festgelegt und im Langwellenband ein Kanalabstand zwischen 7 und 11 kHz vereinbart. Der "Prager Wellenplan" trat in Kraft.
Folgende zwei Fotos zeigen den Sender für Radio Genève (ca 1924) mit den beiden je 30 Meter hohen Masten auf dem Flugplatz Genève-Cointrin:
Der Sender Genève am Flugplatz Cointrin mit 4-drähtiger Antennen-Dachkapazität:
Folgende Senderskala aus den 1930er-/1940er-Jahren zeigt unten links auf Langwelle den Sender Genève in illustrer internationaler Gesellschaft. Auf Mittelwelle findet man auch Bern/Basel:
1926: (Genève) Hörer lancieren eine Protestaktion gegen die Uebertragung von Tanzmusik aus dem Genfer Nachtclub "Tabarin". Solche Übertragungen seien unsittlich.
Auf alten Radioskalen entdeckt man oft solche oben erwähnten Sender (ausser Lausanne und Zürich, da während ihrer relativ kurzen aktiven Zeit die Radios noch keine namentlich beschrifteten Skalen aufwiesen):
Die folgende Radioskala zeigt interessante Details:
-- Unten rechts auf der Skala bei 750 m Genf (GENEVE) auf "Langwelle".
-- Die Gleichwelle von Bern und Basel auf der Skala rechts aussen.
-- Monte Ceneri noch im kurzwelligen Mittelwellenbereich.
-- Beromünster und Budapest noch "vertauscht".
-- "Eichung" noch in Wellenlängen statt Frequenzen.
-- Rechts der Sender "Eiffel".
-- Ebenfalls rechts der tragisch berühmte Sender Gleiwitz.
1933 fand die "Europäische Rundfunkkonferenz Luzern " statt. Es gab schon über 200 Sender in Europa. Für den gesamten Mittelwellenbereich wurde ein 9 kHz-Frequenzraster festgelegt, auf Langwelle blieben unterschiedliche Kanalabstände von 7 bis 9 kHz. Leistungsstarken Sendern wurden Exklusivfrequenzen (insgesamt 63 von 130 Kanälen) zugewiesen. Die Gemeinschaftswellen wurden dichter belegt und die Leistungsgrenze der Sender auf 2 kW angehoben. Der "Luzerner Wellenplan" trat am 15. Januar 1934 in Kraft. In diesem Wellenplan sind ausser für Genf noch viele weitere Frequenzzuteilungen für Europa (ausser Russland) im heutigen Zwischenbereich von LW und MW zu finden. :
3 Radio-Stations-Skalen aus der Zeit vor dem Kopenhagener Wellenplan:
Neben Basel und Bern beachte man Beromünster, Mte. Ceneri und Sottens:
Basel und Bern aufgeführt (am linken Skalenende):
Nur Bern aufgeführt (am linken Skalenende):
Zürich auf einer Radioskala von 1937! (Radiohistorisch bedingte Verwechslung mit Beromünster):
Und wenn wir schon bei den Radio-Skalen sind: Hier ein rares Exemplar (warum?):
Genau: Der UKW-Bereich geht von 66 ... 73 MHz (OIRT-Bereich) und Kurzwelle ist aufgeteilt; Radiogerät aus Polen.
Im Folgenden ein Ausschnitt mit Stand ca 1932 aus der "Radio-Woche" von damals:
(Basel hatte natürlich nicht zwei Sender, Welle 1010 m ist "älter", Welle 244.1 m "neuer".)
Verschiedene Frequenztabellen können am Ende dieser Seite heruntergeladen werden.
Militär-Funk zu jener Zeit an
einem Beispiel:
Eine
Schwere Motorfunkenstation SM (SE-216) in Gletsch und auf dem Furkapass um 1933:
(natürlich längst in Röhrentechnik, aber noch auf Langwelle 100...600 kHz)
Foto: Fk Pi Mangold, Basel
Foto: Fk Pi Mangold, Basel
Die einzelnen Schweizer Radiogenossenschaften vermochten finanziell aber nicht mehr mit der Entwicklung Schritt zu halten. So entstand am 24.2.31 aus den regionalen Radiogenossenschaften die Schweizerische Rundspruch-Gesellschaft. Das Eidgenössische Post- und Bahndepartement erteilte am 26.2.31 dieser Gesellschaft eine Rundfunk-Sendekonzession. Unter Beibehaltung einzelner Studios (Zürich, Bern, Basel), die sich das Programm aufteilten, plante man sprachregionale leistungsstarke Landessender (Beromünster, Sottens, Monte Ceneri).
1929 bewilligten die Eidgenössischen Räte einen Kredit von 1.7 Mio. Franken für die Errichtung der beiden Landessender Beromünster und Sottens. Mit dem Bau, der Technik vom Studio bis zu den Sendern und dem Unterhalt wurde die damalige PTT beauftragt.
1930/31 wurde vorerst aber noch an alten Standorten "aufgerüstet": Basel: Neue eigene Antenne im Kasernen-Areal, Bern: Neuer Mittelwellen-Sender in Wankdorf und der bisherige Sender von Münchenbuchsee wurde in Genf neu eingerichtet.
Einer Forderung der Schweiz nach einer weitreichenden Langwellenfrequenz (Gebirgstäler) wenigstens für den Landessender Beromünster wurde international nicht entsprochen. Man kann auch die Meinung lesen, dass die Schweiz diesbezüglich einfach 'den Zug verpasst hatte' und 'zu anständig' war, also einfach vor dem Ausland 'eingeknickt' war, wie oft auch heute: Also: 'Langwelle einfach ohne zu fragen frühzeitig besetzen, wie es andere gemacht hatten'. Als 'Abfindung' bekam sie bei Wellenkonferenzen für Beromünster jeweils eine Frequenz nahe oder am langwelligen Ende des Mittelwellenbereiches. Bis 1964 bekamen die drei Landessender jeweils auch Exklusivfrequenzen. Nach Versuchssendungen ab 1. Mai 1931 wurde der Sender Beromünster (einige Wochen nach Sottens) am 11. Juni 1931 offiziell eröffnet und er ging mit 60 kW Senderausgangsleistung über Mittelwelle 459.4 m / 653 kHz auf Sendung. Monte Ceneri folgte 1933. Ab 1935 [Luzerner Wellenplan] sendete Beromünster auf 539,6 m (556 kHz) mit 100 kW.
Ein Zeitzeuge: "An diesem Steuerpult sass bisweilen der von uns Schülern bewunderte und beneidete "Radio-König" der PTT " (Bild links).
Der Landessender Beromünster steht zwar auf dem Gemeindegebiet Gunzwil, sollte aber wohl aus "Marketing-Gründen" nach der Nachbargemeinde Münster benannt werden. Da aber in Deutschland bereits ein Sender Münster bestand [Beginn der systematischen Testsendungen des Senders Münster in Westfalen auf Welle 407 m mit 0,7 kW. Aus ganz Europa kamen Empfangsbestätigungen über guten Empfang], wurde der Ort mit einer historischer Begründung in Beromünster umbenannt. Der Ort hiess bis 1934 Münster im Aargau. Namensgebend war das im Ort gelegene Chorherrenstift Beromünster, das gemäss einer Legende eine Gründung des Grafen Bero sein soll, dessen Sohn hier im Kampf mit einem Bären gestorben war. So kam der Sender zu seinem Namen.
Der Landessender Beromünster wurde in der Pionierzeit des Radios und vor allem im Zweiten Weltkrieg als glaubwürdige Informationsquelle in weiten Teilen Europas viel gehört.
Als Antenne diente zunächst eine an zwei Türmen (je 125 m hoch) aufgehängte T-Antenne. Der Westturm (im folgenden Bild rechts) steht seit 1960 nicht mehr. Er wurde damals abgebaut und bei Basel (St. Chrischona) für UKW/TV wieder aufgebaut. Der Ostturm wurde 2011 abgebaut. Dieser zweite Turm (im Bild links) wurde in den 1960er-Jahren auf selbststrahlende Reserveantenne umgebaut.
Im folgenden Bildhintergrund ist rechts der Blosenberghügel zu sehen, natürlich noch ohne den grossen Sendeturm.
Zur Antennentechnik: Die T-Antenne besteht aus einem von Turm zu Turm gespannten Draht (Dachkapazität). In der Mitte von dieser ist der Anschlusspunkt des senkrecht nach unten geführten eigentlichen Strahler-Drahtes (die auf den Originalen praktisch nicht erkennbaren Drähte wurden auf folgenden Bildern verdeutlicht):
Zur Speisung der T-Antenne: Die Hochfrequenz wurde über eine symmetrische Zweidraht-Leitung zum Abstimm-Häuschen zwischen den beiden T-Antennen-Masten geführt. Dieses Häuschen ist auf folgenden Bildern gut zu sehen:
Das folgende Bild zeigt die symmetrische Freiluft-Speiseleitung zum Abstimm-Häuschen. Im Vordergrund ist der Schatten des hier nicht sichtbaren zweiten Sendeturmes zu sehen:
Während Jahrzehnten sendete der Landessender Beromünster aber nicht 24 Stunden pro Tag. In den 1950er Jahren etwa begann das Programm um 6:15 Uhr bis 7:30, dann erst wieder um 11:00 Uhr bis 14 Uhr, dann wieder um 16:00 Uhr bis gegen 22:15 Uhr.
Kleiner Exkurs:
Historische Original-Sendungsmitschnitte der Landessender
Wichtige Ereignisse, legendäre Pausenzeichen, Zeitzeichen des Observatoriums Neuenburg als mp3-Dateien in freier Reihenfolge
| Basel 1920er-Jahre, Wecker. |
| Zürich bis 1963: "Chum Bueb und lueg dis Ländli a ..." |
| Bern bis 1963: "Zit isch da ..." |
| Basel bis 1963: "Z' Basel a mim Rii ..." |
| Das legendäre 12:30 Uhr Zeitzeichen vom Observatorium Neuenburg Das Zeichen dauerte 40 Sekunden und man hatte Zeit, sich auf die Nachrichten einzustellen! Man wurde noch nicht mit banalem "guten Mittag", "schön haben sie eingeschaltet" und Gender-Geschwafel beschallt. |
| ... und hier der Vorgänger dieses Zeichens um 1940 (Aufnahme ab Mittelwellensender Sottens) |
|
Signet/Erkennungszeichen/Pausenzeichen Tessin und Ansage 'Radio Monte Ceneri, Studio di Lugano' ("Ambrosianisches Kirchengeläut von San Giorgio/ Castagnola": "Oratorio della Madonna Addolorata" aufgenommen um 1950). |
| Erstes Signet/Erkennungszeichen der Musigwäle 531 (531 kommt von 531 kHz der Mittelwelle Beromünster) Die Musigwäle 531 wurde in den 1990er-Jahren als steuerfinanzierte staatliche Konkurrenz zum neuen Privatsender Radio Viva (heute: Eviva) und SWF/SWR 4 eingeführt, da die SRG befürchtete, ein beachtliches Hörersegment, das die SRG vorher für nicht "signifikant" erklärt hatte, zu verlieren. |
| Bundesrat Rudolf Minger: Neujahrsansprache 1935 Er ahnte schon damals den Ausbruch des 2. Weltkrieges) |
| Rudolf Mingers Beerdigung am 26. Aug. 1955 mit einem letzten Gruss von General Guisan |
| Schweizerischer Kurzwellensender Schwarzenburg ("Luegit vo Bärg und Tal...") |
| Hallo Beromünster, hier spricht Heiner Gautschy in New York (22.11.1963) (Attentat J.F.K.) |
| Original Radio-Nachrichten 5.10.1957 (Abschuss des Sputnik 1) |
| Mobilmachung 1. Sept. 1939: Bundesrat Philipp Etter auf Radio Beromünster |
| Signet der Landesausstellung 1939 in Zürich |
| Signet der Landesausstellung 1964 in Lausanne |
Die legendären melodiösen Pausenzeichen wurden durch ein mechanisches Werk erzeugt, ähnlich einer Musikdose. Im Folgenden ein Kurz-Video dazu [mp4]:
VideoClip Musikwerk am Beispiel Studio Basel [mp4]
Das Präzisions-Zeitzeichen wurde aufwendig im
Observatorium Neuenburg erzeugt, wie folgendes Video zeigt:
Quelle: Ausschnitt aus 'Die genaue Zeit': MEMOBASE/ Memoriav.
Zeitungsnotizen 1934/35:
[e-newspaperarchives.ch]
Zum Aufbau der Sendetürme:
Helikopter und Hand-Funkgeräte gab es noch keine (siehe Schalltrichter):
Bilder: Aufbau T-Antennen-Turm 1931 bei Beromünster; Fotos: Ernst Brunner; https://www.fotodok.swiss
1935: Die PTT führt in Beromünster mit einem (in vertikaler Richtung) wesentlich längeren Antennendraht Versuche durch. Der Draht wird durch einen Ballon hochgehalten. Das gute Resultat führt zur Planung eines neuen Antennenturmes auf dem Blosenberg.
Um 1937 erfolgten Bau und Inbetriebnahme des 215 m hohen Blosenbergturmes. Dieser sollte Schwunderscheinungen (fading) vermindern (flachere Abstrahlung) und dank besseren Wirkungsgrades den Empfang in den Randregionen verbessern. Empfang wurde in ganz Europa möglich.
Der Bau des Blosenbergturmes 1937:
[Museum für Kommunikation, Bern]
Video: Turmbau am Beispiel des sehr ähnlichen grossen Sendeturmes bei Sottens:
[Memoriav/Memobase]
Video: Einrichtungsarbeiten auf dem Blosenbergturm: Nicht jedermanns Sache:
Vorangehende Kiste ist eigentlich nur für Materialtransporte gedacht, für Montagepersonal dient eine Leiter mit anstrengendem und zeitintensivem Aufstieg.
1951 wurde ein
Schlieren-Aufzug an den Turm gebaut. Dieser führt bis zur Aussichtskanzel auf 150 m Höhe. Von dort zur Turmspitze muss(te) man weiterhin 'zu Fuss' klettern:
Der Schindler-Lift auf den Blosenbergturm
'Aufrichtefest' nach Fertigstellung des Blosenbergturms 1937:
Der Blosenbergturm im Originalzustand um 1940 und Arbeiten an der Turmspitze unter der Dachkapazität (z.B. Ersatz der Befeuerungs-Lampen):
Der Blosenbergturm mit Blitzeinschlag (Foto:
PTT um 1966) und Befeuerung (Foto 2009):
Bild: Die ursprüngliche ideale Speisung des Turmes durch einen Freiluft-HF-Transformator auf der Höhe der Turmkanzel. Der Turm stellt einen etwas verkürzten Halbwellen-Vertikalstrahler dar, ausgeglichen ("verlängert") durch eine Dachkapazität und die Sekundärspule beim Einspeis-Trafo. Die Mitteeinspeisung ergibt die günstigste Stromverteilung und damit den besten Wirkungsgrad für die flache Abstrahlung (gegen Empfangs-Schwund).
Im Jahr 1969 wurde die Leistung des Senders auf Grund von Störungen durch ausländische Sender von 150 kW auf 500 kW erhöht und der Modulationsgrad auf 90% heraufgesetzt. Dies bedingte aus Gründen der Spannungssicherheit die Aufgabe der für möglichst flache Abstrahlung optimalen Mitteneinspeisung in der Kabine auf 146 m Höhe. Die Einspeisung der Hochfrequenz erfolgte ab 1969 neu am Fusspunkt des 215 m hohen Turmes über ein L-Anpassglied.
Funktechnische Beschreibung des Blosenbergturmes:
PTT-Mitteilungen 1940 (pdf)
Mittlerweile standen also 3 Antennentürme bei Beromünster:
Ueber den Blosenbergturm wurde 1939 die Mobilmachung der Armee verkündet:
| Mobilmachung (Philipp Etter) |
Um diese Zeit wurde die Schweiz gemäss folgendem Bild durch die Landessender und Relaisstationen versorgt. Chur, Sool/Glarus und Savièse (Inbetriebnahmen um 1948) fehlen noch. Beromünster ist noch stärker als Sottens, da der neue Sendeturm in Sottens noch nicht in Betrieb ist. Inneralpine Gebiete werden durch Telefon-Rundspruch und KW im 49m-Band versorgt:
Bild: Der Blosenberg-Turm 1964. (c) Comet Photo AG, Zürich
Die T-Antennen der 'Schwestersender' Sottens und Monte Ceneri:
Bild: Der Sender Sottens in der Frühzeit (Antennendraht hervorgehoben).
Bild: Der Sender Monte Ceneri in den 1930er-Jahren.
Zeitungsmeldung vom Sept. 1940:
[e-newspaperarchives.ch]
Kurzvideo: Radio-Impressionen 1911 bis 1945:
Uhrmacher+Zeitzeichensender//Flugplatzsender Lausanne//Radio-Nachrichten SDA//Lautsprecher-Empfang//Zeitzeichen Neuenburg
Kleiner Exkurs: Der Vorkriegs-Mittelwellensender "Radio Liechtenstein" bei Vaduz
Der Liechtensteinische Landessender 1938 - 1939
Bereits um den 15. Oktober 1938 meldete sich 'Radio Liechtenstein' auf Mittelwelle 209,9 m aus Vaduz mit ca 1 kW Senderleistung. Ein anspruchsvolles Programm konnte indes wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht gesendet werden. Ein tägliches Unterhaltungsprogramm war jeweils auf wenige Stunden beschränkt. Der Maximalbestand des Archives umfasste 160 Grammophon-Platten. Am 21. November 1938 fiel die Antenne von 'Radio Liechtenstein' im Haberfeld einem Föhnsturm zum Opfer, was einen mehrtägigen Unterbruch nach sich zog. Gegen Jahresende 1939 wurde das einfache Musikprogramm von 'Radio Liechtenstein' mit Beginn des Zweiten Weltkrieges eingestellt, nachdem die Regierung die Bevölkerung über die Ereignisse und vorzusehenden Massnahmen informiert hatte.
Vorgeschichte:
Weil Liechtenstein keinen eigenen Radiosender besass, bemühten sich in der Zwischenkriegszeit verschiedene ausländische Gesellschaften um eine Konzession für eine Radiostation. Die Regierung verweigerte zuerst allen Interessenten die Bewilligung, doch aus finanziellen Gründen erhielt 1937 eine englische Gesellschaft die Zusicherung für eine Konzession. Die Engländer boten dem Land eine jährliche Konzessionsgebühr von 100'000 Franken und stellten in Aussicht, wenn international gesendet werden dürfe [es war auch ein Kurzwellensender geplant], könnten nochmals 200'000 bis 300'000 Franken aus der Werbung zusammenkommen.
Doch Liechtenstein konnte nicht ganz selbst entscheiden, denn mit dem Postvertrag von 1920 war die Schweiz für die Vergabe von Radiokonzessionen zuständig. Regierungschef Josef Hoop erreichte schliesslich in zähen Verhandlungen mit der Schweiz im Jahre 1938 die Zustimmung für 'Radio Liechtenstein'.
Radio Liechtenstein war im Land selbst sowie in Richtung Süden bis Chur und in Richtung Norden bis zum Bodensee zu empfangen. Beispiel einer Programmvorschau:
11.00 Der Hörer hat das Wort.
11.30 Volkswirtschaftliche Umschau.
12.00 Schluss.
18.00 Lieder mit Klavierbegleitung.
18.30 Liechtenstein als Reiseland.
19.00 Kabinettmusik von Schallplatten.
19.30 Wetter.
19.45 Schluss.
Der Sender:
Das Regiepult, u. a. mit Grammophon:
Zwei Kundmachungen im Liechtensteiner Volksblatt vom 31.8.1939 und 2.9.1939:
|
Zeitungsmeldungen von 1942:
[e-newspaperarchives.ch]
Der Zweite Weltkrieg - Legendäre Rundfunk- und Kommunikations-Sender im Reduit:
mp3-Mitschnitt der Mobilmachungs-Ankündigung über Radio Beromünster durch Bundesrat Philipp Etter.
Die Reduit-Sender:
(Unter Beizug umfangreicher Recherchen im Bundesarchiv durch Peter Schaffner.)
Reduit-Sender waren Reservebauten, einerseits von Mittelwellen-Sendern zur Information der Bevölkerung bei Ausfall des normalen Radionetzes oder bei feindlicher Uebernahme der Landessender, anderseits von Kurzwellensendern mit anderen Aufgaben (drahtunabhängiger Anschluss via New York ans Welt-Telefonnetz [gekappte Durchleitungen durch andere Staaten] und Radio-Nachrichten für Auslandschweizer).
In diesem Sinn hat das Armeekommando im Januar 1941 die Verlegung der beiden nicht mehr an ihren ursprünglichen Standorten benötigten Lokalsender Bern und Genf als (provisorische) Reduitsender in den Schweizer Zentralraum vornehmen lassen. Diese Mittelwellen-Sender wurden zunächst als Reduit-Versuchssender auf der Klewenalp (ex Versuch Gerschnialp) und auf Melchsee-Frutt aufgebaut (für öffentlichen Rundfunk). Der Kurzwellen-Sender auf Hirzenboden (Haldiberg/Altdorf) von 1942 und ein solcher bei Lenk im Berner Oberland hatten die erwähnten 'drahtunabhängigen' Kommunikationsaufgaben zum Ausland sicher zu stellen.
Die beiden MW-Reduit-Sender (Rundfunksender) gaben im Endausbau HF-Ausgangsleistungen von 10 kW (Klewenalp) bzw. 25 kW (Melchsee-Frutt) auf die symmetrischen Freileitungen zu den Antennen und konnten auf die Frequenzen der Landessender abgestimmt werden. Ein unterirdisches Radiostudio war in Silenen/UR eingerichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges dienten die im Folgenden beschriebenen Reduit-Sender/ Mittelwellensender Melchsee Frutt und Klewenalp, später dann der Landessender Beromünster zeitweise auch der Ausstrahlung von militärischen Übungssendungen für Gehörlesen (Morsen).
Der Reduit-Sender Melchsee-Frutt:
Anfangs 1941 wird der Stadtsender von Genève mit einer Leistung von 1.5 Kilowatt in einem Senderhäuschen (provisorische Baracke, genannt 'Genfer-Haus') auf Melchsee-Frutt eingerichtet. Eine leistungsfähige Elektrizitätsleitung zur Stromversorgung vom Melchtal her wird durch einen Genie-Trupp aufgebaut. Später kommen Reserve-Leitungen von Engelberg und Innertkirchen dazu:
Bild: Qualitativer Verlauf der drei Elektro-
Versorgungsleitungen (swisstopo).
Als Antennenanlage wird zunächst mobiles Material der Funker-Abteilung verwendet, wobei für die endgültige Antenne einer der beiden Antennenmasten vom Ex-Stadtsender Genève vorgesehen ist. Das Genfer-Haus steht am östlichen Stollen-Eingang der gleichzeitig im Bau befindlichen Kaverne für den definitiven Sender.
Auf folgenden Bildern ist der dann bald folgende definitive 85 Meter hohe (Genfer-)Turm des Reduit-Senders Melchsee-Frutt an seinem neuen und ersten Gebirgs-Standort zu sehen. Der Sendeturm wird am Ost-Ufer des noch kleinen Melchseeleins aufgebaut. Für die definitive Sendeanlage in der Kaverne drin wird bei HASLER/Bern ein Sender mit 25 kW Ausgangs-Leistung bestellt und zwar in mobiler Ausführung. Dieser legendäre Fahrbare Landessender ist für bestmögliche Flexibilität als 'fahrbar' konzipiert und wird weiter unten dokumentiert. Seine Ablieferung verzögert sich aber bis 1943, sodass als Zwischenlösung gemäss gewisser Indizien ein fixer 10 kW-BBC-Sender in Betracht gezogen wird (ob auch ausgeführt ist unklar). Dieser 10 kW-BBC-Sender könnte aber für Hirzenboden (dort wird auch ein 10 kW BBC-Sender aufgebaut) - 'umgeleitet' worden sein - natürlich mit modifiziertem Wellenbereich (siehe weiter unten). In den Archiven ist dies nicht eindeutig auszumachen.
Luftaufnahmen von 1945:
Bildquelle: ETH Bildarchiv
Folgendes Bild zeigt links vom Turm zwei wegführende Leitungsmasten zu einem 'mysteriösen Gartenhag'. Vielleicht handelt es sich dabei um ein Anpass- und Abstimm-Netzwerk oder Erdungssystem. Nach rechts sieht man die vielen kleinen Masten der symmetrischen Speiseleitung vom Turm zum östlichen Stolleneingang. Beim Stolleneingang ist auch das 'Genfer-Haus' noch zu sehen:
(c) armeefunk
Folgende Aufnahme vom Sommer 1944 zeigt, dass der eben erwähnte 'Gartenhag' auf einem Zufluss zum Melchsee
steht, was kaum ein Zufall ist, sondern wohl im Zusammenhang mit einer möglichst guten Erdung so vorgesehen ist:
Planskizze des eisernen Antennen-Mastes für Melchsee-Frutt vom ehemaligen Stadtsender Genève:
Skizze des auf der Frutt zu installierenden Sendemastes
(Schweizer Armee 1941), (c) Peter Schaffner.
1943 wird der Fahrbare Landessender (25 kW Ausgangsleistung) an die Schweizer Armee übergeben und er kommt in der Kaverne auf der Melchsee-Frutt zum Einsatz, indem er dort den Genfer Stadtsender (oder allenfalls ein weiteres Provisorium) ablöst.
Von 1949 datiert folgende Luftaufnahme in der Gegenrichtung. In der offiziellen Version ist der Turm wegretouchiert. Im Folgenden kann hier, da eine Geheimhaltung heute obsolet ist, eine 'unzensurierte' Version dieser Aufnahme gezeigt werden:
Der Sendeturm am Kriegs-Standort auf einer seltenen (Nachkriegs-)Aufnahme:
Bild: Der Sendeturm auf einer Luft-Schräg-Aufnahme von swisstopo 1944
Das folgende Bild beim Kernser Skihaus um 1958 zeigt links die beiden Stollenzugänge (Fahrzeuge und Elektrizitäts- und HF-Speiseleitungen). Der Sendeturm ist aber bereits versetzt:
Kleiner Exkurs zur Geheimhaltung von Reduit-Sendeanlagen im Zweiten Weltkrieg
Von folgenden Muster-Eingaben für Ansichtskarten (während des Krieges!) wurde das erste durch die Zensurstelle bewilligt - unter der Bedingung 'Telephonstangen weg machen', einige bestanden die 'Prüfung' naturgemäss nicht. Es geht u.a. um die erwähnte vom Militär erbaute Elektrizitätsleitung ('Telephonstangen') auf die Melchsee-Frutt und den Sendeturm.Rückseite:
Vorderseite der noch 'unbereinigten' Version:
Und die bereinigte Ansichtskarten-Version:
Prüfung nicht bestanden:
Bild: Der weitere Verlauf der Leitung in Richtung Sendeanlage.
Prüfungen natürlich auch nicht bestanden:
Bilder: Der Sendeturm am ersten Standort (Kriegsstandort)
|
Eine Nachkriegs-Ansicht mit Sendeturm rechts im Bild:
Nach dem Krieg wurde um 1956 der Seespiegel für einen Kraftwerk-Ausbau um 6 Meter angehoben. Dies erforderte die Verlegung des Sendeturmes. Er wurde abgebaut und erhöht am Weg zum Bonistock wieder aufgebaut, wo er bis 1988 stand. Die unterirdischen Sendeeinrichtungen blieben bei der Turmversetzung an ihrem angestammten Ort. Die beiden Stollen-Eingänge zur Sendeapparatur waren bis 2011 noch gut zu erkennen (unten Bild links). Einer wird heute als Eingang für den Lift genutzt, der andere führt zur Beschneiungsanlage-Pumpe (Bild rechts):
Eine Flugaufnahme von 1971 des Sendeturms am zweiten Standort am Weg zum Bonistock zeigt eine zusätzlich aufgebaute Antennenspitze (Mastrohr) zur Erhöhung des Turmes und 'ringförmig' angeordnete Stangen um den Turm. Spekulation: Es könnte sich um ein Radials-System handeln, da ein Erdnetz in diesem felsigen Untergrund wohl schwierig zu erstellen wäre. Zum Teil könnte es sich zusätzlich um Stützpunkte für Kurzwellen-Drahtantennen handeln, denn an diesem Standort war auch ein Kurzwellensender eingerichtet:
Der rote Pfeil auf folgendem Bild zeigt vom ersten zum zweiten Standort des Sendeturmes des Reduit-Senders Melchsee-Frutt. Der "alte" und der "neue" Melchsee sind übereinander kopiert, im gleichen Massstab und in den Koordinaten aufeinander ausgerichtet (Landeskarte und Siegfriedkarte).
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Folgendes Bild: Der Sendeturm im Datensatz der Landeskarte 1976:
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
1988 wurde der Radio-Sendeturm am Melchsee abgebaut, da inzwischen UKW 77 seine Aufgaben übernommen hatte.
Auf folgenden Luftaufnahmen von swisstopo sind die beiden Standorte des Turmes leicht auszumachen. Die Aufnahmen zeigen jeweils besonders den Turm-Schatten, aber auch den Turm selber. (Die Bilder sind ja 'senkrecht' von oben):
Zur Geheimhaltung dieser Sendeanlagen:
Es gibt viele 'historische' Ansichtskarten der Melchsee Frutt. Aber: Den Sendeturm am ersten Standort darauf zu finden, entspricht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn die Ansichtskarten wurden meist so aufgenommen, dass der Turm gerade nicht mehr im Blickfeld war, oder dann wurde er weg retouchiert. Zum Beispiel dürfte der Sendeturm auf folgender Ansichtskarte einer (fast) perfekten Retouche zum Opfer gefallen sein, wobei allerdings die Spiegelung der Turmspitze im See übersehen/vergessen wurde.
Das folgende
ähnliche Bild zeigt die entsprechende Spiegelung und den nicht retouchierten Turm:
Und hier ist rechts noch der Schatten des Turmes, nicht aber dieser selbst im Blickfeld:
Hier ist der Turm links gerade ausserhalb des Bildes, aber ein Teil seines Schattens reicht noch weit ins Bild.
Das 'Ausblenden' des Turmes brachte nun aber auf der rechten Seite Teile der Kurzwellenantennen-Anlage ins Bild:
Ein Fahrbarer Landessender als mobiler Reduit-Landessender
Ortsfester Einsatz im Stollen/ in der Kaverne Bonistock auf Melchsee-Frutt
Dieser bereits erwähnte für ortsunabhängigen Betrieb konzipierte Fahrbare Landessender mit 25 kW Leistung - zur Verwendung vorgesehen 'in Abrufposition' aber als ortsfester Sender im Stollen (Kaverne) Bonistock/Melchsee-Frutt - war für die Firma HASLER eine enorme Herausforderung, denn ein fahrbarer Sender mit dieser Leistung existierte nirgendwo. Auch die Materialknappheit war für HASLER ein Problem. So konnte der Sender statt Ende 1941 erst 1943 an die Armee übergeben werden. Der Sender mit Wirkungsort 'Heimat-Kaverne' im Bonistock (Melchsee-Frutt) konnte notfalls - da mobil - auch innert nützlicher Frist andernorts eingesetzt werden.
Folgende Bilder in den Werkshallen von HASLER von 1942 zeigen Einzelheiten dieses 'Fahrbaren Landessenders'
Hasler Mittelwellen- Reduitsenders, der auf 7 Wagen verteilt war:
© armeefunk
© armeefunk
Zwei Detailbilder zu anderen Wagen des Senders:
Ein Bild eines weiteren Wagens, u.a. mit 2 Ventilatoren zur Kühlung. Uns zugewandt ist eine Handbremsen-Stange und eine Art 'Sitzbank', wie beim vorangehenden Foto. Diese 'Sitzbank' dürfte aber in erster Linie dem Schutz (Verschalung) von Fahrwerksteilen dienen. Rechts im Bild ein weiterer Wagen des Fahrbaren Landessenders:
© armeefunk
Folgendes Bild zeigt den kompletten fahrbaren Landessender vor seinem 'Heimatstollen' am Melchsee. Im Vordergrund steht der (Not-)Stromversorgungs-Wagen (Sulzer 6-Zylinder-Dieselmotor), im Hintergrund ist der Bonistock zu erkennen. In der Wagenkolonne dürfte allenfalls auch ein (Not-)Studio, Ersatzteile, Werkzeug und Antennenmaterial vorhanden sein. Dieses Foto wurde 1946 aufgenommen:
© armeefunk
Diese 7 Wagen können auch auf einem Luftbild (stark vergrösserter Ausschnitt) vom 04.08.1946 (etwas über der Bildmitte) am Ufer des damals noch kleinen Melchseeleins gesehen werden. Die Wagen stehen beim Stolleneingang zu ihrer Kaverne, wo sie normalerweise arbeiten. Sie sind hier aus dem Stollen/Kaverne anlässlich einer Fahrt zur Revision oder zu einer mobilen Uebung herausgeholt worden. Rechts unten im Bild ist ausserdem der zugehörige Reduit-Sendeturm mit Schatten zu sehen (noch an seinem ersten Standort [Kriegsstandort]):
Luftbild: Aufnahmedatum: 04.08.1946; Der Fahrbare Landessender bei 'seinem' Stolleneingang der Reduit-Sendeanlage Melchsee-Frutt anlässlich einer temporären Verschiebung; (c) swisstopo
Der Fahrbare Landessender wurde auch mechanisch sehr stark beansprucht (Feuchtigkeit in der Kaverne, Temperaturunterschiede, Fahrten auf holprigen Strassen mit Vollgummi-Bereifung). Immerhin hat der Notstrom-Wagen der Wagenkolonne überlebt.
Technische Daten des Senders:
Der Reduit-Sender Klewenalp:
1941 wird auch der Ex-Lokalsender Bern als provisorischer 'Vorläufer-Sender' mit einer Leistung von 0.5 Kilowatt in einem Sendehäuschen auf der Gerschnialp ob Engelberg eingerichtet unter Verwendung transportablen Armee-Antennen-Materials.
Der Standort wurde jedoch bald auf die Klewenalp verlegt. Auf der Klewenalp wurde auch ein 85 Meter hoher Sendeturm errichtet, der andere (zweite) Antennenturm des Turm-Paares des ehemaligen Stadtsenders Genève. Auf der Klewenalp kam als definitive Lösung ein 10 kW-BBC-Sender zum Einsatz. Der Sendeturm wurde 1976 abgebaut (UKW 77).
Standort des Sendeturms im Datensatz von 1969 der
Eidgenössischen Landestopografie:
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Der Reduit-Sendeturm auf der Klewenalp (rot markiert [unten die Bergstation der Luftseilbahn
Beckenried - Klewenalp]):
Flugaufnahme; (c) Comet Photo AG, Zürich, 1963
Ansichten des Sendeturms: Man beachte die symmetrische 600-Ohm-Speiseleitung auf 'Telefonstangen' zur Zuführung der Hoch-Frequenz aus dem 'Stollen':
Bild: Reduitsender Klewenalp (© armeefunk)
Bild: Reduitsender Klewenalp [Museum für Kommunikation, Bern]
Das auf dem vorangehenden Bild erkennbare Anpassnetzwerk zwischen den 4 Fundamenten des Turmes:
Bild: Anpass-Netzwerk für Symmetrie, Fusspunktwiderstand, Sende-Frequenzen.
Telefon-, Telegrafen- und Modulationsleitungen erreichen Klewen und gehen "in den Untergrund":
[Museum für Kommunikation, Bern])
Auf funkhistorisch interessanten Ansichtskarten (auch auf Melchsee-Frutt) wurde verständlicherweise vor allem während des Krieges vor der Veröffentlichung der Sende-Turm 'eliminiert', bzw. der Bildausschnitt so gewählt, dass der Turm gerade nicht mehr auf's Bild kam. Nach dem Krieg wurde die 'Turm-Zensur' nicht mehr so strikte beachtet. Vielleicht wurden die Türme mitunter aus vermeintlich 'ästhetischen Gründen' eliminiert. Zum Thema 'frisierte' Ansichtskarten: Die folgenden drei Ansichtskarten konnten zu verschiedenen Zeiten gekauft werden. Bei allen drei Ansichtskarten sind die gleichen(!) Skifahrer drauf, aber die Karten kamen offenbar in verschiedenen Auflagen in den Verkauf. Beim ersten Bild ist der Turm (versehentlich?) unverändert zu sehen, während er bei einer Folge-Auflage (zweites Bild) nur noch bei genauem Suchen und Hinsehen erkennbar ist (die Wolken dürften dort 'ergänzt' worden sein):
Auch die folgenden zwei ähnlichen Ansichtskarten ermöglichen einen interessanten Vergleich. Dabei ist die zweite Ansichtskarte (ca 1950) mit dem fast vollständig weg-retouchierten Turm (rote Ellipse) älter (auf Grund der Bauart der Skilift-Masten ['Ergglen'-Gurtenlift von 1943]):
Bild: Reduitsender Klewenalp (© armeefunk)
Bild: Reduitsender Klewenalp (© armeefunk)
Bei folgender Ansichtskarte konnte sich der Fotoautor in Sachen 'Sendeturm' (ganz rechts im Bild) offenbar nicht entscheiden. Der lange Schatten lässt aber die beachtliche Höhe des Turmes erahnen:
Die Klewenalp mit Sendeturm und Aussicht auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte:
Der Sende-Turm auf einem Luftbild von
swisstopo:
Bild: Der Sendeturm Klewenalp um 1969 mit "Chalet" [Stolleneingang]
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Grundsätzliche Probleme bei den Reduitsendern Melchsee-Frutt und Klewenalp:
Die beiden endgültig verwendeten eisernen Antennentürme vom Stadt-Sender Genf hatten eine (z. T. leicht modifizierte) Höhe von je 85 Metern, was für die in Betracht kommenden Wellenlängen von Beromünster und Sottens als sehr knapp bezeichnet werden muss. Monte Ceneri lag damals noch im kurzwelligen Teil des MW-Bandes und damit in dieser Hinsicht günstig (dafür in topografischer Hinsicht für das Tessin ungünstig). Im Folgenden die damaligen Wellenlängen der drei Landessender und in Klammern die jeweils eigentlich 'erforderliche Mindesthöhe' (eine Viertel-Wellenlänge ohne Dachkapazität): Beromünster: 540 m (135 m), Sottens: 443 m (111 m), Monte Ceneri: 257 m (64 m). Eine andere Lösung war aber damals nicht möglich, da das Material für neue eiserne Türme gar nicht aufzubringen gewesen wäre und andererseits für eine Neuanfertigung keine Lieferfristen angegeben werden konnten.
Auf Grundlage von Recherchen durch Peter Schaffner:
Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass die genannten ursprünglichen (Not-)Sender mit 0.5 (Ex-Stadtsender Bern) und 1.5 Kilowatt Leistung (Ex-Stadtsender Genève) die Landessender Beromünster und Sottens mit je 100 Kilowatt niemals auch nur annährend in der Wirkung ersetzen konnten. Dies hatte den Bundesrat auch bewogen, mit Beschluss vom 11. Juli 1940 dem Post- und Eisenbahndepartement Auftrag zur Beschaffung eines fahrbaren 25 Kilowatt-Rundfunksenders (v.a. für Melchsee-Frutt) zu erteilen, dies war der legendäre Fahrbare Landessender. Dieser Sender sollte - wie bereits erwähnt - Ende November 1941 durch die Firma Hasler AG, Bern abgeliefert werden, was sich aus verschiedenen Gründen als unmöglich erwies. Für die Klewenalp wurde ein ortsfester 10 kW-BBC-Sender beschafft. Ein gleicher 10 kW-BBC-Sender stand als Zwischenlösung für Melchsee zur Diskussion (Ersatz des schwachen Senders Genève bis zur Ablieferung des Fahrbaren Landessenders . Ob ausgeführt kann in den Archiven nicht mehr festgestellt werden. Er könnte indizienhalber auch auf Hirzenboden 'umdisponiert' worden sein, wobei infolge eines anderen Wellenlängenbereiches Modifikationen notwendig gewesen wären.
Von den Reduitsendern zu den Notsendern nach dem Krieg
(Auf Grundlage von Recherchen durch Peter Schaffner)
Die mobile Sendeanlage war nach dem Krieg nicht mehr dauerhaft im Frutter Stollen. Doch immer wieder wurde die mobile Sendeanlage auf die Frutt verschoben, um die Einsatzbereitschaft zu testen und die betreuenden Mannschaften mit der Anlage vertraut zu machen.
Der Transfer dieser Wagen mit jeweils ca 10 Tonnen auf dem Frutter Bergsträsschen war spektakulär und erfoderte hohes Geschick der Fahrer. Als Zugfahrzeuge kamen Saurer M8 Lastwagen zum Einsatz. Die Sender-Wagen mussten aus technischen Gründen aber gestossen werden:
Bild: Saurer M8 Lastwagen.
Ab 1949 gingen diese Sendeanlagen an die PTT über. Die PTT stellte nach einer Bestandesaufnahme u.a. folgende Anträge:
- Der MW Sender Klewenalp ist in seinem heutigen Ausbau zu belassen (10 kW BBC-Sender) und als Ersatz bei Ausfall des Senders Frutt zu verwenden (im Widerspruch zum Vorschlag des Militärkommandos, welches diesen Sender demontieren wollte). Begründung: Es wäre unverantwortlich, die damals für 800'000 Franken erstellte, intakte Sendeanlage ausser Verkehr zu nehmen.
- In der vorhandenen Kaverne auf der Frutt ist ein neuer 100 kW Mittelwellensender zu montieren (an Stelle des Fahrbaren Landessenders). Damit könnten die hauptsächlichsten Teile der Schweiz erreicht werden (mit Abstrichen in der Westschweiz und im Tessin). Kostenpunkt für diese Massnahme auf der Frutt: 1.7 Mio. Franken.
- Um den wechselnden Verhältnissen im Kriegsfalle Rechnung zu tragen, ist es naheliegend, dass der vorhandene 25 kW mobile Sender seinem ursprünglichen Zweck wieder zugeführt wird, ohne dass er alljährlich 4-5 Monate lang durch Schnee auf der Frutt blockiert bleibt. Zu diesem Zweck sind im Réduit mit dem Chef des Übermittlungsdienstes der Armee 2-3 Standorte zum Voraus zu bestimmen und dort Kavernen für die Unterbringung der Fahrzeuge sowie die Starkstrom- und Modulationsleitungen zu erstellen. Für die Antennen sind geeignete Teleskopmasten oder Antennentürme, die rasch montiert werden können, zu beschaffen. Kostenpunkt: 400'000 Franken.
- Eine Modernisierung des Leitungsnetzes ist dringend anzustreben. Die elektrischen Eigenschaften der einzelnen Teilstücke sind so verschieden, dass eine einwandfreie Übertragung nur schwer möglich ist.
- Ferner unterstützte die PTT auch den Antrag von Oberstleutnant Schenker, der den 10 kW Kurzwellensender auf Hirzenboden als vollständig ungenügend bezeichnete und eine neue 100 kW Anlage im oberen Aaretal (südlich des Brünigpasses, in der Nähe von Meiringen) vorschlug. Diese geplante Neuplatzierung eines Kurzwellen Réduit-Senders (Ersatz für Hirzenboden) in der Nähe des Militärflugplatzes Meiringen hat aber zu erheblichen Dissonanzen im Militärdepartement geführt und wurde nicht durchgeführt.
Der Reduit-Sender Hirzenboden/Altdorf:
Ein geheimnisumwobener Reduit-Sender stand auf Hirzenboden ob Bürglen/Altdorf. Es war dies ein Kurzwellensender, gedacht als Not-Ersatz für den Kurzwellensender Schwarzenburg. Er wurde 1942 in Betrieb genommen und nach genau 50 Jahren (1992) abgebaut. Seine Lage ist auf folgendem Bild gelb markiert:
Bild: Der Standort der Anlage auf Hirzenboden
Ein Luftbild von Werner Friedli um 1958 zeigt die Sendeanlage Hirzenboden mit Rhombusantenne (noch die hohen Holzmasten der Ursprungs-Ausführung), ferner (beim äusserten Masten rechts) das Sender-Chalet und rechts über diesem den Dipol für das 56 m -Band für innereuropäischen Telefon- und CW-Verkehr:
Bild: © armeefunk; Der Reduitsender Hirzenboden.
Die Teleobjektiv-Aufnahme lässt den Hintergrund zu nah erscheinen. Es ist noch das Riedertal dazwischen.
Dieser Sender hatte in der ersten Version ein Holzmasten-Antennensystem. Ein Augen-Zeuge beschreibt dies so: '... doppelte Holzmasten, dazwischen oben jeweils ein einzelner Holzmast an/auf-gesetzt ...'. Dies deutet auf folgenden Sachverhalt: Die Antenne war eine Rhombusantenne (Hochleistungsantenne in fixe Richtung) ähnlich der legendären späteren 'Korea-Antenne' auf dem Kasernen-Areal in Bülach (näheres dazu auf der Fortsetzungsseite im Abschnitt Korea-Funk). Die Rhombusantenne auf Hirzenboden hatte Diagonalen von ungefähr 131 m und 51 m und Masthöhen von etwa 25 Metern (die späteren Stahlmasten etwas weniger, ca. 18 m). 1971 kam als Ergänzung der Anlage eine Logarithmisch-Periodische-Antenne dazu. Diese war auf einem Gitter-Mast etwa 18 m über Grund angebracht und wurde über eine symmetrische Doppeldraht-Freileitung gespiesen.
Die Kurzwellen-Sendeanlage Hirzenboden war also nicht für den öffentlichen Inland-Rundfunk gedacht, sondern für gesicherte (Not-)Anschlüsse an das weltweite Telefon- und Telegrafen-Netz via New York (siehe weiter unten) und für die Stimme der Schweiz im Ausland. Der BBC-Sender war eingerichtet für Telefonie (3...30 MHz) und für Rundfunk im (75m-,) 49m-, 31m-, 25m- und 19m-Band mit 10 kW AM-Senderausgangsleistung. Bei CW-Betrieb gab der Sender 20 kW ab. Die zugehörige Empfangsanlage stand in Wald/Seelisberg [um Störungen durch Duplex-Betrieb zu vermeiden (siehe später)]. Auch Châtonnaye war aus dem selben Grund abgesetzt von Schwarzenburg.
Zunächst zur Vorgeschichte: Notfall-Dienste für Schwarzenburg und Châtonnaye:
Die eben erwähnten Nicht-Rundfunk-Dienste ab 1940 der drahtlosen Verbindung über den Kurzwellensender Schwarzenburg (Empfang in Châtonnaye wegen Duplexbetrieb) umfassten neben Verbindungen mit den USA auch solche mit Mexiko und Zentralamerika. Einige Monate später erfolgte der direkte Verkehr mit ganz Südamerika sowie mit Japan und Korea. Während des Kriegs wurden auch direkte Verbindungen zu England, Spanien und Portugal eröffnet, da die Drahtverbindungen unterbrochen waren. Solche Dienste (via New York unter Umgehung europäischer 'Provider') konnte Hirzenboden ersatzweise notfallmässig übernehmen.
Walter Angst hat im SJW-Heftchen Nr. 352 "Fräulein, bitte San Francisco..."[erschienen 1949] didaktisch ansprechend dargestellt, wie Uebersee-Telefonate in Schwarzenburg gesendet und in Châtonnaye empfangen wurden:
1951 gab es ganze 3 (!) Telefon-Linien zwischen den USA (New York) und der Schweiz (Schwarzenburg/Châtonnaye) und noch kein Transatlantik-Unterwasserkabel für Tele fonie.
Bild: Die 3 Schweizer Linien der Kurzwellen-Telefonie in der Gegenstation New York ("Berne"). Transatlantik-Kabel für Telefonie (nicht Telegrafie!) gab es erst ab 1956.
[Museum für Kommunikation, Bern]
Das Ueberseeamt in Bern stand mit Schwarzenburg (Sendestation) und Châtonnaye (Empfangsstation) in Verbindung:
Bild: Ueberseeamt Bern, Telefonistin mit Hand an Stoppuhr.
Im Ueberseeamt - wie auch in Schwarzenburg und Châtonnaye - war viel Handarbeit mehrsprachiger Telefonistinnen und von Technikern angesagt. Entsprechend waren Ueberseetelefonate eine kostspielige Sache: In den 1950er-Jahren kostete ein dreiminütiges Gespräch um 50 Franken - das wären heute etwa 250 Franken. Schwarzenburg stellte die Kurzwellen-Radiotelefonie 1980 ein. Die Empfangsstation Châtonnaye wird heute vom BAKOM für Abhorch- und Kontroll-Aufgaben benutzt.
Die Empfangsstation Châtonnaye der PTT um 1950 (mit Holzmasten 'Typ Korea-Antenne-Bülach'):
Rhombusantennen in Châtonnaye (nach Erneuerung) um 1960:
[Museum für Kommunikation, Bern]
Die Empfangsstation Châtonnaye der PTT um 1990:
Luftbild: swisstopo
Kurz-Video: Ueberseeamt Bern zum Telefonie-Kurzwellensender Schwarzenburg:
Demo eines Uebersee-Telefonates der 'Pro Telephon' (Ausschnitt)
Die Telefon-Gespräche wurden wie im Video gezeigt auf der Funkstrecke verschlüsselt. Der Schlüssel-Modus änderte alle 20 Sekunden.
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Rhombusantennen (Schwarzenburg, Hirzenboden, Bülach) ermöglichen Breitbandigkeit und ausgeprägte Richtwirkung mit entsprechend hohem Gewinn bei relativ flacher Abstrahlung (je nach Frequenz). Sie eignen sich daher ganz besonders für gerichteten Kurzwellen-Fernverkehr in den höheren KW-Bändern, sind aber auch auf längeren Kurzwellen (z. B. 49m-Band) noch einsetzbar.
Das folgende Bild zeigt eine Planskizze der ursprünglichen 'Kriegs-Hirzenboden-Rhombusantenne'. Sie war sehr ähnlich der späteren 'Korea-Antenne' auf dem Waffenplatz Bülach. Durch geometrische Auswertung verschiedener Bilder ergaben sich folgende Abmessungen:
Die wichtigste telefonische Gegenstation für Schwarzenburg - dazu noch ausserhalb Europas - war wie gesagt in New York. New York war natürlich in der Lage, Telefongespräche weltweit zu vermitteln. Die Schweiz sollte auch bei Ausfall von Schwarzenburg/Châtonnaye und völligem Verlust europäischer (Draht-)Anschlüsse weiterhin und direkt mit der gesamten Welt telefonieren können, ohne den Umweg über London (natürlich nicht für blabla ...). Demnach war die Rhombusantenne auf Hirzenboden in Richtung New York ausgerichtet:
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Die folgende Luftaufnahme von swisstopo (Eidg. Landestopographie) zeigt die Antennen der Sendeanlage Hirzenboden um 1990, wobei die ursprünglichen Holzmasten durch Stahlmasten ersetzt sind. Man beachte, dass man vor allem die Mast-Schatten sieht, denn das Luftbild ist ja mehr oder weniger 'senkrecht' von oben aufgenommen. Im oberen Teil des Bildes sieht man die Rhombusantenne, links unten die 1971 hinzugekommene LogPer-Antenne und rechts unten die beiden Masten für den 56 m-Europadipol. Die Antennenanlage auf Hirzenboden wurde - wie bereits erwähnt - 1971 durch eine Logarithmisch-Periodische-Antenne ergänzt (auch bei Schwarzenburg wurden solche Antennen als Ergänzung der dortigen Anlage aufgebaut). Solche LogPer-Antennen haben zwar einen kleineren Gewinn als (fixe) Rhombusantennen, lassen sich dafür aber in jede Richtung ferngesteuert drehen:
Im August 1971 war die Sende-Anlage Hirzenboden komplett. Siehe dazu folgendes Bild: Rot markiert die Masten mit ihren Schatten der Rhombusantenne, blau diejenigen der Dipolantenne und grün das Sender-Chalet. Es steht noch der alte Hof Hirzenboden und die Strasse ist noch nicht gebaut:
(c) Swissair Photo AG, 1971
Das Material für den Aufbau des Reduit-Senders Hirzenboden (und des weiter unten dokumentierten Reduit-Senders Haldiberg der Radio Schweiz) wurden mit einer Transportseilbahn von Schattdorf aus hoch transportiert:
Foto: Die LSB Schattdorf - Haldiberg [erbaut 1922] zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.
Wie bereits erwähnt durften zur Störvermeidung bei Duplexbetrieb (gleichzeitige zweiseitige Kommunikation) Sender und Empfänger nicht am selben Ort stehen. Daher befand sich die zum Sender Hirzenboden gehörende Empfangsstation südlich von Seelisberg. Ihre Rhombusantenne (Mastschatten!) ist auf folgendem Bild von 1954 leicht auszumachen.:
Bild: Die mit dem Sender Hirzenboden koordinierte Empfangsstation (Schatten der Rhombusantenne-Masten); Quelle: swisstopo
Ein Luftbild [Werner Friedli um 1958] zeigt die vorangehende Ansicht von der Seite:
Bild: Empfangsantenne (Rhombus) Wald-Seelisberg um 1958.
Rekonstruktion der ursprünglichen Holzmasten-Rhombus-Antenne auf Hirzenboden:
Drei der vier Masten der Rhombusantenne Hirzenboden. (c) armeefunk
Die LogPer-Antenne ist 1985 im Datensatz der
Eidgenössischen Landestopografie enthalten:
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Der von der
IG-Uebermittlung aufgefundene BBC-Kurzwellensender dieser Reduit-Sendeanlage Hirzenboden wird durch die
HAMFU / IG-Uem (Interessengemeinschaft Übermittlung)restauriert und als historisches Erbe instand gehalten:
Anfangs der 1990er-Jahre wurde der Funk-Standort Hirzenboden aufgegeben und abgebaut. Modifizierte Aufgaben gingen an andere Standorte über - mit in alle geografischen Richtungen ausrichtbaren/drehbaren Logarithmisch-Periodischen-Kurzwellen-Antennen:
Bilder: Log-Periodic-Antennen: Links: Ant. von HyGain LP-1001 auf der Klewenalp (max 25 kW). Rechts: Ant. Rohde&Schwarz HL451 an anderem Standort (max 1 kW CW).
Antennen dieser Art sind breitbandig und haben ein hohes Vor-/Rück-Verhältnis bei mittlerem Gewinn. Sie ermöglichten bis 2015 dank Verwendung von Kurzwellen den direkten Kontakt mit Schweizer Stationen auf der ganzen Welt (Botschaften, Schiffe usw.) ohne Verwendung von Infrastrukturen Dritter, also auch wenn Satelliten- und Internet-Verbindungen 'gekappt' worden sind.
Zwei Fotos zur Erinnerung:
Fotos: Die beiden Antennen auf der Klewenalp im Juli 2012, 4...30 MHz von HyGain, angesteuert durch Marconi-Sender mit 10 kW.
Diese Antennen dienten dem Botschaftsfunk. Die Fernbedienung erfolgte von der Mittellandzentrale Murain aus. Sie sind aber 2018 dem sog. 'Fortschritt' zum Opfer gefallen.
Von der Sende-Anlage auf Hirzenboden sind 2014 der Senderbunker (mit dem zur Tarnung darauf gebauten Chalet, heute Privatbesitz) und der unterirdische Bunker für die Diesel-Notstromversorgung noch vorhanden.
Bild [Mai, 2014]: Im "Keller" unter diesem "Chalet" standen die Sendeapparaturen |
Bild [Mai, 2014]: Der Eingang zum unterirdischen Notstrom-Aggregat mit Dieselmotor
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Existiert ein Ersatz-System für den Botschaftsfunk?
Unabhängige und krisensichere Kurzwellen-Auslandverbindungen sind zu einem grossen Teil an billigere, ausländische Internet- und Satelliten-Provider ausgelagert worden. Dieser modischen, aber in vielen Bereichen wenig nachhaltigen Politik ist bekanntlich auch der herkömmliche Botschaftsfunk Ende 2014 zum Opfer gefallen. Indes gibt es interessante Indizien, dass von der Schweiz aus weltweite 'autarke' Notverbindungen weiterhin bestehen. Mehr dazu im Abschnitt 'Schweizer Botschaftsfunk auf Kurzwelle: Abschaltung, Geschichte, Zukunft' auf folgendem Link:
(dort nach unten scrollen)
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Der Reduitsender Haldiberg
Dieser Sender der Radio Schweiz lag etwas unterhalb der Anlage von Hirzenboden und diente der drahtlosen Kommunikation der Landesregierung in Richtung Grossbritannien und Nordamerika. Der Verkehr der Landesregierung erfolgte in Radiotelegrafie. Der Sender gab 10 kW an die Rhombusantenne in Richtung New York. Empfangen wurde auch in Wald/Seelisberg (wie für den Sender Hirzenboden). Die Antennenanlage des Reduitsenders Haldiberg:
© armeefunk
© armeefunk
Das folgende Bild zeigt die Rhombusantenne
Hirzenboden (obere Markierung) und die 'Renaturierung' der kurz zuvor abgebauten Sendeanlage Haldiberg (untere Markierung):
© Swissair Photo AG 1969
Der Reduitsender Emmetten
Ein kleiner Backup-Sender zu demjenigen der Landesregierung auf Haldiberg stand bei Emmetten. Dazu konnte mit realistischem Aufwand noch folgendes ermittelt werden:
Der Sender war ganz in der Nähe des heutigen Hotels 'Seeblick' Emmetten (siehe folgende Karte):
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Auf einem Luftbild von 1954 sind die Schatten der vier Rhombus-Antennen-Masten zu sehen:
Ein Schrägbild, auch mit den selben zwei Gebäuden R: Rhombusantenne; U: Mast einer allf. zweiten Rhombusantenne:
Die Masten waren aus Holz (Typ Hirzenboden oder auch Korea-Antenne Bülach), d. h. zwei Stangen als Basis und darüber dazwischen noch eine Stange als obere Hälfte. Gerichtet war die Antenne nach New York (wie diejenigen auf Hirzenboden und Haldiberg). Es standen zwei Sender zu je 2 kW P(out)zur Verfügung. Die zugehörigen Empfänger waren in der Empfangsstation Wald/Seelisberg, die auch für die Sender Hirzenboden und Haldiberg arbeitete. Der Sendebunker 'sei' heute noch vorhanden. Betreiber waren EMD und PTT.
Hier ein Luftbild von Werner Friedli um 1958. Rechts auf der Anhöhe könnte es sich um eine weitere (kleinere) Rhombusantenne handeln:
© armeefunk
Auch 1969 ist die Antenne auf Luftbildern noch zu sehen, aber 1975 nicht mehr.
So sieht diese 'versteckte' Lokation über dem Vierwaldstätter-See heute aus mit eindrücklicher Fernsicht Richtung New York und war somit ein exzellenter Funkstandort.
Links vom Gebäude ist eine abgewinkelte Mauer zu sehen. Dort war der Eingang zum Sender-Bunker:
Der Reduitsender Lenk
Ein sehr stark vergrösserter Ausschnitt aus einem Luftbild von Werner Friedli 1957 lässt zwei Masten dieses Senders 'erahnen'. Im Weiteren ist mindestens ein 'Gebäude' zu erkennen. Getarnter Eingang und/oder Abstimmhäuschen und Ausgang nach 'übertag' der Speiseleitungen? Die Sendeapparaturen waren in einer Kaverne unterhalb der Antennenanlage eingebaut. In diesen Bunker wurde 1974 eine Sendeapparatur für Schweizer Radio International eingebaut und heute wird die Kaverne als Käselager genutzt:
Für 'Luftbild-Auswertungs-Spezialisten':
Reduitsender Burgbüel/Lenk 1957; (c) Werner Friedli
1974 nahm eine vorher erwähnte Aussenstation des Kurzwellensenders von Schweizer Radio International (3 Antennen gelb bezeichnet) den Betrieb 'aus dem Untergrund' auf. Vom 'starken Reduitsender' Lenk i. S. können wenigstens noch Spuren (rote Kreise) auf Luftbildern gefunden werden. Innerhalb des roten Kreises im Bild rechts ist wenigstens 1 Mastschatten identifizierbar. Die Sendeapparatur war unterirdisch im Burgbüel (südöstlich von Lenk) eingebaut:
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Bild links: 1985; Bild rechts: 1960; © swisstopo
Das SRI-Antennenfeld 1995 kurz vor der Ausserbetriebsetzung
UKW 77 / IBBK oder NNRF Radio
Ab 1977 wurde ein Nachfolge-System eingeführt: UKW 77 / IBBK oder NNRF. Dieses System war eine Neuauflage seines AM-Vorgängers aus dem Zweiten Weltkrieg.
UKW 77 / IBBK/NNRF kommt in ausserordentlichen Lagen, wenn die ordentlichen Radiosender gestört sind, oder deren Betrieb stark eingeschränkt ist, zum Einsatz. Über ausfahrbare Notantennen werden die Radiosendungen ausgestrahlt. Bei UKW 77 / IBBK/NNRF kann die Sendeleistung massiv erhöht werden, so dass der Empfang auch in Schutzanlagen und Schutzräumen möglich wird. Nach den Sendungen können die Notantennen wieder eingefahren werden.
UKW 77 läuft heute unter dem Kürzel IBBK-Radio oder auch NNRF:
UKW 77 ('die Stimme durch den Beton') war die Radioversorgung der Zivilbevölkerung in der Zeit des Kalten Kriegs, mittels starker UKW-Sendern, die bis in die Schutzräume der Bevölkerung in der ganzen Schweiz sendeten. Weil mit der Armee XXI die 'Militarisierung' der ehemaligen PTT in Form der Telecom Brigade 40 (Tc Br 40) aufgehoben wurde, musste eine neue Struktur gefunden werden. Man nannte in der Folge den Teil, welcher durch die Swisscom betrieben wird neu IBBK Radio (Information der Bevölkerung durch den Bund in Krisen) und den Teil, welcher durch die Armee abgedeckt wird NNRF (Nationaler Notrundfunk).
IBBK Radio ist heute Aufgabe des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BABS) im VBS.
Zu den Sendeleistungen:
Obige Antennen weisen - wie man auf dem Detailbild sehen kann - vertikale Polarisation mit Rundumstrahlung auf und zwar mit 3 dB (Stockungs-)Gewinn. Sie werden mit 10 kW-Sendern angesteuert, womit man eine ERP von 20 kW (in alle Richtungen) erhält. Falls die Hauptantenne in der jeweiligen Situation noch verwendbar ist, ergibt sich eine besonders hohe ERP. Das ist in beiden Fällen viel im Gegensatz zu üblichen UKW-Sendern, die selbst in der Hauptstrahlrichtung in der Regel wesentlich weniger abgeben.
Resistance Suisse 1940-1990:
Ein Resistance-Sender zu den Vorbereitungen der Schweizer Armee für den Widerstand im feindbesetzten Gebiet (Geheimauftrag von General Guisan). Beachte dazu das REWI-Projekt:
Militärhistorische Stiftung des Kantons Zürich
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Nach dem Krieg wurde beim Sender Beromünster ein weiteres Gebäude angefügt und ein neuer BBC-Sender für 200 kW eingebaut (Betrieb mit 150 kW). Es ist dies der erste Gross-Sender der BBC Baden, welcher aus umfangreichen Erfahrungen während des Krieges bei der Röhrenproduktion und beim Senderbau entstand. Mit diesem Sender konnten weitere Erfahrungen im Grosssender-Bau gesammelt werden. BBC erreichte mit dem Senderbau schliesslich Weltspitze. Ab ca 1950 ist dem Sender die Frequenz 529 kHz zugewiesen (Kopenhagener Wellenplan). Aber die Alpentäler und Randgebiete klagten weiter über ungenügenden Empfang. So baute die PTT Ende 40er-Jahre in Savièse VS, Chur GR und Sool GL Mittelwellen-Kleinsender (um 1 kW) im kurzwelligen Mittelwellenbereich:
Die Mittelwellen-Relaissender für 'Radio Beromünster' und 'Sottens':
Diese Kleinsender arbeiteten im kurzwelligen Teil des Mittelwellenbandes mit Leistungen von 0.1 bis 1 kW:
Sender Chur (Relais 'Radio Beromünster'): 20./27. April 1948 bis 2. Okt. 1967. Senderausgangsleistung: 100 Watt, ab 1951 dann 500 Watt.
Sender Sool (Glarus) (Relais 'Radio Beromünster'): 1948 bis Mitte 1960er Jahre.
Sender Savièse (Wallis) (Relais 'Sottens'): 1948 bis 2005.
Zeitungsmeldung von 1947:
[e-newspaperarchives.ch]
Der Mittelwellen-Sender Chur
stand auf dem Rosenhügel bei der Spitzkehre der Strasse zur Lenzerheide hinauf:
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo, 1956
Ein Foto des Mittelwellen-Senders Chur kurz nach Inbetriebnahme 1948. Man beachte links das 'romantische' Sender-Chalet, zwei 'schräge' Stangen in der Wiese als Ansatzpunkte von Abspannungen und die Abstimmbox, welche links über einem Baum noch etwas hervorragt - und: Leider ist nicht der ganze Mast auf dem Bild:
Im Bild links: Kleines 'Chalet'-Sender-Häuschen. Im Bild rechts: Antennenmast über Abstimm-Box; © armeefunk
Im Bündnerischen Monatsblatt vom April/Mai 1948 steht dazu:
Bemerkungen: 'Turmantenne' --> 'Antennenmast'. Und es gab schon damals sicher
viel mehr als 4000 Hörer im Einzugsgebiet des Senders, gemeint sind wohl: Radiokonzessionäre.
Der Sender am 12.6.64 mit Schutzbau um die Abstimm-Box und unterhalb das 'Sender-Chalet'
(Flugaufnahme-Ausschnitt, extrem vergrössert); (c) Comet Photo AG Zürich
Der Mittelwellen-Sender Sool
[e-newspaperarchives.ch]
Der Sender auf einer Terrasse über Schwanden/Glarus auf einem Luftbild von 1954:
Bild: Der Mast (5-Uhr-Stellung) und sein Schatten (1-Uhr-Stellung) sind sichtbar. Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Bild: Der schlanke Mast des 1948 erbauten Mittelwellensenders Sool um 1953.
Die Mast-Abspannungen sind im Bild (natürlich) nicht sichtbar.
Abstimmbox und Mast beim Mittelwellensender Sool am 11.9.1964, Sendeapparatur in benachbartem Haus.
Der Mittelwellen-Sender Savièse
Seine Antenne war zuletzt als Drahtantenne an einem Funkturm für andere Dienste befestigt. Es ist die gleiche kostengünstige Methode wie beim bereits oben beschriebenen Sender Münchenbuchsee, aber im Gegensatz zu Letzterem mit Oben-Einspeisung:
1956 bis 1974 war am Montagabend während des Wunschkonzertes (Willy Buser, 1957 bis 1968) der Journalist Hans Forster als «Briefkastenonkel» aus dem Radio-Studio Basel zu hören, eingestimmt durch ein melodiöses Spiel auf einem Xylophon.Hörproben:
Zeitungsnotiz von 1961:
[e-newspaperarchives.ch]
Auch 1987 stand ein Panzer vor dem Eingangstor zum Sender Beromünster:
Ab 1961 sendete Radio Beromünster an den nun vielerorts arbeitsfreien Samstagen durchgehend von 6.15 Uhr bis 23.15 Uhr. An Werktagen blieb die Sendepause von 13.45 Uhr bis 16.00 Uhr noch bestehen.
1963 schloss Radio Beromünster an Werktagen die nachmittäglichen Programmlücken von 13.45 Uhr bis 16.00 Uhr.
Ab 1981 sendete Radio DRS rund um die Uhr (24 Stunden).
1961 wird der ursprüngliche Marconi-Sender in Beromünster durch einen 250 kW BBC-Sender ersetzt.
Der "Kalte Krieg" und andere Umstände liessen die Anzahl Sender in Europa und auch ihre Leistung ständig steigen. Immer mehr Sender hielten sich auch nicht an den Kopenhagener Wellenplan. Empfangsstörungen blieben unausweichlich. Auch die PTT musste leistungsmässig mitziehen.
Mitschnitte aus dieser Zeit:
| Nachrichten: Erster künstlicher Erdsatellit (Sputnik) |
| Heiner Gautschi: Ermordung JFK Telefon via Kurzwelle New York - Châtonnaye und von dort ins Radiostudio. |
Wie schon erwähnt, wurde die Exklusivfrequenz von Beromünster (damals 529 kHz) gestört, z. T. absichtlich, z. T. fahrlässig. Als absichtlichen Störsender kann man wohl den DDR-Sender Schwerin betrachten, als fahrlässigen den algerischen Sender Ain Beida. So nahm die PTT am 3. Mai 1969 an Stelle des 150 kW-Senders einen neuen Sender mit 500 kW in Betrieb. Das ist eine knappe S-Stufe, also nicht viel. Der Hauptanteil der Empfangsverbesserung dürfte von dem auf 90% erhöhten Modulationsgrad dieses Senders ausgegangen sein. Die an sich optimale Mitteneinspeisung der Antenne musste aus Sicherheitsgründen auf Fusspunkt-Einspeisung umgebaut werden. Die HF-Endstufe arbeitete mit zwei parallel geschalteten Trioden, die Modulator-Endstufe mit zwei Röhren des selben Typs in Gegentaktschaltung.
Eine BBC-250-kW-Senderöhre dieses 500 kW-Senders:
Alle Massnahmen genügten jedoch besonders in den Abendstunden nicht und so begann die PTT parallel 1968 mit Steilstrahlversuchen (Steilstrahlantenne, "Springbrunnenantenne") ab Beromünster auf 1562 kHz (später 1566 kHz) mit einer Leistung von 150 kW. (Um diese Zeit wurde in den Programmansagen auch "Landessender Beromünster" durch das fantasielose Kürzel "DRS" ersetzt). Diese Steilstrahlantenne war nur als Versuchsantenne gedacht, denn die PTT betrat hier weltweit Neuland für den Mittelwellenbereich. Erfahrungen lagen nur im Kurzwellenbereich vor. Definitiv wird dann mit einer solchen Antenne 1973 bis 1992 nachts auf 1566 kHz ab Sarnen mit 300 kW gesendet:
Steilstrahlantenne bzw. Springbrunnenantenne bei Sarnen
Im Folgenden die Prinzipdarstellung dieser Antenne. Sie besteht aus zwei Ganzwellendipolen über einem Erdnetz als Reflektor (das Erdnetz ist nur angedeutet). Die Funktionweise entspricht derjenigen einer UHF-Flächenantenne für TV:
Und im Folgenden die entsprechenden Fotos der bis 2013 noch völlig intakten Antennenanlage in der Nähe von Sarnen [Landeskarte-Koordinaten: 657213/191657]. Leider wurden die Drähte (Strahler) Ende Februar 2013 abgebaut (u.a. Sicherheitsgründe), aber die Masten wurden stehen gelassen und stehen unter Denkmahlschutz.
Auf Grund obiger Prinzipdarstellung erübrigen sich Bildbeschreibungen:
Weitere Einzelheiten zur Sarner Sende-Anlage:
Der Eingang zur unterirdischen Sendeanlage: Bei der weissen Abdeckplatte über dem Tor kam die Paralleldraht-Speiseleitung für Mittelwelle heraus und führte als Freileitung zur Einspeisestelle des Antennensystems:
Im Folgenden nochmals diese Einspeisestelle ohne symmetrische Zuführungsleitung:
©
Felix Schaffhauser
Das folgende Luftbild von swisstopo zeigt die Antennenanlage Sarnen um 1991. Man sieht aber vor allem die Mast-Schatten! Zu sehen sind auf dem Bild von links nach rechts: 6 Türme der Mittelwellen-Steilstrahlantenne, dann der Verteiler (rot eingekreist) auf die zwei Ganzwellendipole. Ferner zwei kleine Masten (rot eingekreist), die die symmetrische Speiseleitung vom Verteiler nach rechts zum unterirdischen Sender im Boden unter der Waldkuppe führen. Rechts der Waldkuppe ist eine Kurzwellen-Sendeantennen-Anlage von Schweizer Radio International zu sehen. Letzteres wird auf der folgenden Seite ('Der Kurzwellensender Schwarzenburg') beschrieben. Der Link dazu ist weiter unten.
Bild: Luftaufnahme von 1991 der Sendeanlage Sarnen; Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo.
1978 erhielt Beromünster zum letzten Mal eine neue Frequenz: 531 kHz. 1994 wurde der 500 kW Sender durch einen modernen, energiesparenden 600 kW Sender ersetzt. Dieser letzte Hochleistungssender von BBC/ABB in Beromünster um 2008:
Messung von VSWR und Leistung in der Endzeit nach der 600 kW-Aera, als die sehr strengen Grenzwerte (siehe weiter unten) jedenfalls eingehalten wurden:
Am 28. Dezember 2008 wurde das Programm abgeschaltet und nach einem anschliessenden durchgehenden Dauerlauf mit Hinweisschlaufe (vorher wurde jeweils um 23 Uhr bis 5 Uhr abgeschaltet!) am 31. Dezember um Mitternacht auch die Hochfrequenz-Ausstrahlung abgestellt (nachdem unwissende Leute schon zwei Nächte vorher wieder gut schlafen konnten!).
Beispiel: Zitat aus der NZZ vom 17.2.2009:
"Wir sind glücklich, seit er nicht mehr strahlt", sagt Rita Boog aus Beromünster, 1.5 Kilometer Luftlinie vom Landessender entfernt wohnend und sie habe schon zwei Tage nach dem Abschalten, also am 30. Dezember, besser geschlafen.
Übersehen hat sie (und auch andere) allerdings nur, dass der Sender erst am 31. und nicht am 28. abgeschaltet wurde und dies noch im Gegensatz zu früher sogar nach jeweils 24-stündigem Tages-Dauerlauf.
Nachdem die meisten gleichgeschalteten Schweizer Medien eine vorgeschobene 'Begründung' für die Abschaltung der Mittelwelle Beromünster in gewohnter Art eines Durchlauferhitzers der Öffentlichkeit vermittelten, findet sich auf folgendem Link ein wirklich recherchierter Artikel:
Die viel beschworene Medienvielfalt gab und gibt es nirgendwo, auch nicht in der Schweiz:
Radio und Fernsehen sind weltweit am Gängelband der herrschenden 'Drahtzieher' im Polit-Filz und werden traditionell meist als 'geschützte Werkstatt' zu Lasten des Steuerzahlers betrieben:
Die SRG war um die Jahrtausendwende mit DAB beschäftigt. Die Musikwellehörer des Mittelwellensenders waren da eine letzte Hoffnung, das damals kriselnde DAB zu retten. Dazu musste aber der MW-Musikwelle-Sender abgeschaltet werden und damit er nicht bei privater Konkurrenz landen konnte, musste er definitiv zum Schweigen gebracht werden. Dazu wurden 'technische Gründe' vorgeschoben mit Hilfe durch MedienEINfalt gepushter Strahlenhysterie und Hypochonder:
Das ging so: Auf den 1. Februar 2000 wurde in der Schweiz eine neue NIS-Verordnung in Kraft gesetzt mit Grenzwerten, die massiv, teilweise über das Zehnfache, überrissen sind in Bezug auf die internationalen Grenzwerte der ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection). Gemessen wurden auf dem Blosenberg in einem einzigen Zimmer 12.7 V/m statt 8.5 V/m. Das Amt für Umweltschutz des Kantons Luzern verfügte darauf die 'Sanierung' (de facto Stilllegung) des Senders bis Ende 2008. Verschwiegen wurde: Die absurd tiefen CH-Grenzwerte wurden nur bei 600 kW Leistung bei einem Bauernhof etwas überschritten. Es wurde nun immer damit argumentiert, obwohl der Sender mittlerweile wieder mit tieferer Leistung (im Bereich 160...250 kW) betrieben wurde [u. a. wegen eines Blitzschadens im Jahr 2003 am Koaxialkabel].
Für private Anbieter wurde durch viel zu späte(!) Ausschreibung und durch zügiges materielles Unbenutzbarmachen des Senders Beromünster der Anreiz für neue Interessenten so tief wie möglich gehalten. Es sollte so wohl verhindert werden, dass nach Abschalten der Musikwelle auf der selben Frequenz 531 kHz z. B. Radio Eviva mehr oder weniger nahtlos mit jedenfalls 'grenzwertbereinigten' 170 kW weiter machte.
Beromünster gehörte zu den letzten im Ausland portabel/mobil hörbaren Schweizer Sendern. Eine z.B. bei Lenk bereits bestehende(!) Kurzwellen-Rundstrahl-Sendeanalge im 75/49 und 31 Meterband mit Uebernahmen von Landessender-Programmen (statt teurer Eigenproduktionen, also wie es etwa in den 1960er Jahren noch gemacht wurde) hätte auch weiterhin wenigstens in Europa 'und den angrenzenden Gebieten' (Internet-)unabhängigen Empfang aus der Schweiz ermöglicht, an jedem Ort - 'am Meeresstrand', aber auch in Krisengebieten - . Das hätte nur einen Bruchteil des als Ersatz proklamierten, aber überflüssigen SwissInfo-Meinungs-Auftrittes im diesbezüglich ohnehin mehr als genügend ausgestatteten Internet gekostet.
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Zwei Ton-Dokumente aus den letzten Tagen des Mittelwellensenders Beromünster:
Das klassische Signet der Musigwäle 531 (mp3). |
Die letzte Minute von Beromünster, aufgenommen in Lugano (ausserhalb des spezifizierten Versorgungsgebietes) (mp4):
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Im folgenden Bild nochmals die drei Landessender mit Schweizer-Kreuz im langwelligen Teil des Mittelwellenbereiches einer Senderskala in ihrer Position bis zum Ende:
Hinweis:
Tabellen zu historischen Frequenzen in Europa und zur Chronologie des Senders Beromünster unten auf dieser Seite.
Kleiner Exkurs:
Der Langwellensender Erching der VOA und des RIAS:
Da dieser Sender auch sehr gut mit einfachen Kristall-Detektor-Empfängern in der Schweiz gehört werden konnte, z. B. in Kilchberg/ZH [265 km], soll er hier auch kurz erwähnt werden:
1953 wurde bei Erching (ca. 20 Kilometer nordöstlich von München) ein Langwellensender aufgebaut. Als Antenne diente ein 256 m hoher Stahlfachwerkmast, der gegen Erde isoliert war, abgespannt mit zwölf Dachkapazitätsabspannungen. Der Sender hatte eine Leistung von 1000 kW auf 173 kHz und wurde für die "Voice of America" (VOA) betrieben. Er war zu jener Zeit der stärkste Rundfunksender Europas.
Vom 25.01.1954 bis zum 31.01.1964 sendete neben der VOA auch der RIAS 1 täglich fünf Stunden Programm in deutscher Sprache über diese Anlage in den Osten. Die VOA sendete von Erching aus in mehreren Sprachen in die Staaten des Warschauer Paktes. 1973 wurde der Sender auch für die VOA abgeschaltet.
Der Sender fiel durch ein regelmässiges Hintergrund-Geblubber ["alter" 100 kW-Sender Königswusterhausen als Störsender "umgenutzt"?] auf. Im Folgenden ein kurzer Mitschnitt:
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Tabellen für Wellenlängen und Frequenzen historischer Schweizer und Europäischer AM-Sender
Folgende Tabellen sind z. T. widersprüchlich, unvollständig und nicht fehlerfrei. Das Gesamtbild ergibt aber eine repräsentative Sicht:
Kurze Chronologie zum Sende-Betrieb von Beromünster:
Jahr |
Leistung |
Wellenlänge |
Frequenz |
Bemerkungen |
1931 |
60 kW |
459.4 m |
653 kHz |
Inbetriebnahme mit Marconi-Sender, T-Antenne zwischen zwei 125 m hohen Gittermasten |
1935 |
100 kW |
539.8 m |
556 kHz |
Umbau Marconisender, Frequenzwechsel gemäss Luzerner Wellenplan |
1937 |
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Neue Antenne Blosenbergturm, selbststrahlend, 215 m |
1946/8 |
150 kW |
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Erweiterungsbau mit BBC-Sender Pmax: 200kW |
1950 |
150 kW |
567.1 m |
529 kHz |
Kopenhagener Wellenplan |
1959- 1995 |
2 x 250 kW |
25/31/41/49 m-Band |
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Europa Rundstrahlprogramme für "Schwarzenburg" |
1968 |
500 kW |
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Infolge zunehmender Gleichkanalstörungen (z. B. Ain Beida, Algerien). |
1969- 1992 |
150 kW/ 300 kW |
191.6 m |
1566 kHz |
Steilstrahler für besseren Nachtempfang (Zuerst Versuche ab Beromünster, dann Regelbetrieb von Sarnen aus ab 1973). |
1978 |
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565 m |
531 kHz |
Genfer Wellenplan |
1994 |
600 kW |
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Neuer, effizienter Sender |
1996 |
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Start Musigwälle 531 |
Bekämpfung des neuen Radio Viva/Eviva mit Zwangs-Gebührengeldern.
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2008 30.12. |
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Abschaltung |
Begründung nicht objektiv, siehe weiter oben.
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Historische Fotos der Sende-Apparaturen des Mittelwellensenders Beromünster
Bilder von der Eröffnung (1931-1935) mit den schwarzen Gehäusen, Marconi 60 kW:
1935-1942 Umgebauter Marconisender auf 100 kW:
1948: Kein Podest mehr für Steuerpult und Senderschränke. Umbau mit BBC-Sender auf 200 kW (betrieben aber immer mit 150 kW):
Exkurs für 'Weitempfangs-Spezialisten': Fernseh-Weitempfang um 1965 im Tessin
Der K8 vom Feldberg bei Bellinzona
Video/Bild-Quelle: SWF/SWR
Deutsches Fernsehprogramm in Bellinzona
Abendschau des SWF am 18.11.1965; heute bei SWR Retro.
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Der Kurzwellensender Schwarzenburg/ Botschaftsfunk/ Koreafunk Bülach - Panmunjomoder:
Drahtlose SAC-Hütten-Telefone, Rufsysteme (Geschichte)