Der steile Aufstieg der BBC-Röhrentechnik:




Demontierbare 150-kW-Vakuum-Röhre der BBC Baden aus dem Jahre 1941, auf den Kasten mit Vor- und Hochvakuumpumpe aufgesetzt.




Erste Senderöhrenfamilie der BBC Baden um 1941 von 5 kW bis 150 kW.
Bei den sich abzeichnenden internationalen Konflikten vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Schweiz erkannt, dass sie bald einmal ohne Nachschub bei den Röhren für die drei grossen Landessender Beromünster, Sottens und Monte Ceneri dastehen könnte. Diese drei Sender wurden beim Bau Anfang der dreissiger Jahre aus dem Ausland bezogen (Marconi-/England und Bell Telephone Manufacturing). Der erste Hochfrequenz-Generator der BBC mit einer Leistung von 50 kW bei 15 MHz wurde 1937 als Forschungsinstrument an Prof. Paul Scherrer am Physikalischen Institut der ETH geliefert und in einem Zyklotron (Apparatur zur Beschleunigung geladener Teilchen, z.B. ionisierter Atomkerne) verwendet. Während des Krieges arbeitete eine qualifizierte Entwicklungsmannschaft der ETH und BBC mit Enthusiasmus an der Entwicklung von Hochleistungs-Senderöhren. Es entstanden Röhren in demontierbarer Bauweise, die Kathodenheizung konnte nach ihrer Lebensdauer ausgewechselt werden, das notwendige Vakuum wurde mit Pumpen hergestellt. Die Röhren wurden während des Krieges in den nächtlichen Pausen im Sender Beromünster eingebaut, getestet und vor Sendebeginn wieder ausgebaut. Die Resultate waren so gut, dass die PTT für den Landessender Beromünster nach dem Krieg einen BBC-Sender von 100 bis 200 kW bestellte; er wurde im Jahre 1948 in Betrieb genommen, dann allerdings mit abgeschmolzenen Röhren mit permanentem Vakuum.

BBC baute im 2.Weltkrieg auch Sender mit kleinerer Leistung (10 kW) für (Morse-)Telegraphie und Telephonie (Sprache) in Reduit-Sendern oder für die Verbindung mit dem Ausland.


Vorstoss in die internationalen Märkte:

Gegen Ende des 2. Weltkriegs und in den folgenden Jahren war BBC in der Entwicklung und der Serienfertigung so weit fortgeschritten, dass man Sender ins Ausland liefern konnte. 1953 umfasste die Liste bereits etwa 2 Langwellen-, 20 Mittelwellen- und mehr als 5 Kurzwellen-Rundfunksender. BBC hat sich in den sechziger und den siebziger Jahren eine führende Stellung im Bau von Sendern erkämpft. Im kalten Krieg bestand ein grosser Bedarf an Sendern. Die Leistungen wurden sukzessive bis auf 1000 kW gesteigert, ebenso der Wirkungsgrad, der dank einer bei BBC 1982 erstmalig entwickelten Pulsstufenmodulation mit Halbleiterbauelementen (Thyristoren) 80% bei Kurzwellen erreichte.


Der BBC-Sender Beromünster vor der Ausserbetriebssetzung 2008:


Mastfusspunkt-
Isolator:

Koaxial-Kabel zum
Sendeturm:

BBC-Endstufen-
Senderöhre:

Der 600 kW-Sender
in der Senderhalle (rot):




Aus den Erinnerungen von Hans Faust, Ing. HTL Baden:

Zitat: An meiner ersten Stelle bei der Firma SIG-NUM in Wallisellen wurde ich beim Prüfen von regenerierten Senderöhren mit der Hochvakuumtechnik vertraut, was mir später viel nützen sollte. Als ich nämlich 1939 in die Hochfrequenzabteilung bei BROWN BOVERI & Co. in Baden eintrat, wurde ich beauftragt, mich mit Entwicklungsproblemen beim Bau eines Zyklotrons für die ETH (Prof. Paul Scherrer) zu beschäftigen.

Da infolge der politischen Lage die Lieferung von Marconi-Senderöhren für den Landessender Beromünster nicht mehr sicher war, entwickelte man am Physiklabor eine sogenannte demontierbare Senderöhre mit 150 kW Anodenverlustleistung, die ständig an einer Vakuumpumpe angeschlossen war. Nach dem erfolgreichen Test einer 100 kW-Sendeanlage in Baden wurde mir 1942 die Aufgabe übertragen, die Anlage nach Beromünster zu verlegen, sie dort zu installieren und während eines Jahres zu überwachen. Auch an der Entwicklung und Inbetriebnahme von sogenannten Réduit-Sendern von 10 und 20 kW Leistung war ich massgeblich beteiligt.

Nach dem Krieg nahmen die Wünsche der meist ausländischen Kunden nach immer grösseren Sendeleistungen markant zu. So bauten wir Kurz- und Mittelwellensender mit Leistungen bis zu 500 bzw. 1000 kW.



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